Präsident Vietinghoff verabschiedet und Guntau eingeführt

Hannover (epd). Repräsentanten aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft haben den langjährigen hannoverschen Landeskirchenamts-Präsidenten Eckhart von Vietinghoff (63) in den Ruhestand verabschiedet. Als sein Nachfolger wurde Burkhard Guntau (60) eingeführt. Bei dem Festgottesdienst am Montag in Hannover würdigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, die Verdienste Vietinghoffs: "Sie haben unermüdlich einen Geist der Reform in die evangelische Kirche hineingetragen."

Mit großer Beharrlichkeit habe der scheidende Präsident die Fragen nach den angemessenen Strukturen der Kirche und nach dem richtigen Einsatz personeller und finanzieller Ressourcen gestellt: "Sie haben andere mit Leidenschaft, Energie und Ausdauer mitgenommen. Ein Aufbruch kam in Gang, und er wird weitergehen." Neben seinem Amt in Hannover habe der promovierte Jurist unter anderem die Gestaltung der Militärseelsorge nach der Wiedervereinigung, die Neuordnung der evangelischen Publizistik und die Präsenz der Kirche auf europäischer Ebene mitgeprägt.

Auch der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) dankte Vietinghoff: "Sie haben immer mit Charme, Charisma und Fairness für ihr Heimatland Niedersachsen und die Kirche gearbeitet." Der kirchliche Kurs, keine Schulden zu machen, sei den Politikern ein Vorbild. "Versuche, ihn in die Politik zu holen, sind allesamt gescheitert, was die Politik bedauert und die Kirche begrüßt hat", sagte Wulff.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sprach dem Präsidenten ihren Dank aus. "Ich habe viel von Ihnen gelernt, all die Jahre als ganz großes Geschenk empfunden und sehr vertrauensvoll mit Ihnen zusammenarbeiten können", sagte sie. Die Theologische Fakultät der Universität Göttingen verlieh dem Juristen die theologische Ehrendoktorwürde.

Vietinghoff, der seit 1984 an der Spitze der Kirchenverwaltung stand, nannte seine Tätigkeit eine erfüllende und schöne Zeit: "Es gibt kaum ein Amt, in dem man mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten kann." Sein Nachfolger Guntau sagte, die Kirche könne auf ihre Arbeit stolz sein: "Nicht vom Geist der Verzagtheit wird die Kirche beherrscht. Deshalb blicken wir nach vorn und nicht zurück."

Guntau wird die Kirchenverwaltung in Hannover vom 1. Mai an leiten. Der Hildesheimer studierte in Göttingen Jura und war danach als Rechtsanwalt und im Staatsdienst in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt tätig. Seit 1996 leitet er die Rechtsabteilung im Kirchenamt der EKD. Vor zwei Jahren wurde er zum Vizepräsidenten ernannt.

28. April 2008

Ansprache des EKD-Ratsvorsitzenden zur Verabschiedung von Präsident von Vietinghoff und der Amtseinführung von Präsident Guntau


Von der EKD-Zentrale ins Landeskirchenamt

Burkhard Guntau leitet künftig die Verwaltung der größten evangelischen Landeskirch

Hannover (epd). Einen Einschnitt markiert der Wechsel allemal. Burkhard Guntau (60) wurde am Montag als neuer Präsident des Landeskirchenamtes der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover eingeführt. Zugleich wurde Eckhart von Vietinghoff (63), der 24 Jahren an der Spitze des Kirchenamtes der mit drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche stand, verabschiedet. Vietinghoff geht Ende April vorzeitig in Ruhestand.

Sein Nachfolger Guntau war bisher Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Für die hannoversche Kirche sei es ein großer Gewinn, dass der leitende EKD-Jurist das Präsidentenamt übernimmt, sagte Landesbischöfin Margot Käßmann. Darin zeige sich auch die hohe Verbundenheit von Guntau mit seiner Heimatkirche. Seit 1991 ist der Jurist, der verheiratet ist und zwei erwachsene Söhne hat, Mitglied der hannoverschen Landessynode.

Wie Vietinghoff kam Guntau über den Staatdienst zur Kirche. Beider Biografie illustriere, "dass und wie man als Jurist in staatlichen Aufgaben ein aufrechter Christ und, wenn die Kirche drängend ruft, den Schritt in den Dienst der Kirche fröhlich tun kann", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. Der Rechtsanwalt ging 1977 in die niedersächsische Justizverwaltung - Richter am Amtsgericht Hannover, Vorsitzender Richter und das Justizministerium waren seine Stationen. Nach der Wiedervereinigung wechselte Guntau zur Justizverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt - zuletzt war er dort Vizepräsident des Oberverwaltungs- und des Landesverfassungsgerichts.

Seit 1996 leitet der versierte Jurist, der auch dem Johanniter-Orden angehört, die Rechtsabteilung im EKD-Kirchenamt. Vor zwei Jahren rückte er zum Vizepräsidenten der EKD-Zentrale auf.

28. April 2008