Europas Protestanten: Keine Finanzspekulationen mit Grundnahrung

Wien (epd). Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat angesichts der weltweiten Nahrungsmittelkrise Finanzspekulationen mit Grundnahrungsmitteln verurteilt. Das Recht auf Nahrung sei ein Menschenrecht, betonte der Bund von 105 protestantischen Kirchen am Montag in Wien. "Grundsätzlich entspricht es einem ethischen Investieren, dass Grundnahrungsmittel erst gar nicht zu Spekulationsobjekten werden."

Skeptisch bewertet wurde zudem der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung. Hier bestehe ein Wertekonflikt zwischen dem Recht auf Nahrung und dem Recht auf Förderung der Nachhaltigkeit durch Umstellung auf Biotreibstoffe, so der europäische Kirchenbund: "Bei Verteilungskonflikten haben die elementaren Bedürfnisse jedoch Vorrang: Das Recht auf lebensnotwendige Nahrung ist dem Recht auf Mobilität vorgeordnet." Die Lebensmittel der vielen Armen dürften "nicht dem Sprit der Reichen weichen".

Mit zur Nahrungsmittelkrise tragen der GEKE zufolge die Exportsubventionen für Agrarprodukte der westlichen Industriestaaten bei. Diese zerstörten lokale Nahrungsmittelproduktionen und Einkommensmöglichkeiten der Bauern im Süden. Eingeplante EU-Subventionen im Agrarhaushalt, die aufgrund der gestiegenen Nahrungsmittelpreise und der Umsetzung der Reformen im Agrarbereich nicht benötigt werden, sollten für die Nahrungsmittelhilfe freigesetzt werden, hieß es weiter.

Zur "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft" gehören lutherische, reformierte, unierte, methodistische und hussitische Kirchen. Diese gewähren einander durch ihre Zustimmung zur Leuenberger Konkordie von 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Dies beendete die mehr als 450-jährige Epoche der Kirchenspaltung zwischen lutherischen und reformierten Kirchen. Zur GEKE gehören zudem fünf protestantische Kirchen in Südamerika, die sich aus früheren Einwandererkirchen entwickelt haben.

05. Mai 2008

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)