Mehr Strahlkraft für evangelischen "Leuchtturm"
Festival "EVA2008" soll Jugendliche für Dresdner Frauenkirche begeistern
Von Marius Zippe (epd)
Dresden (epd). Der Krach um das Bremer "Christival" hallt noch nach, da startet am Freitagabend in Dresden schon das nächste bundesweite Kirchentreffen für Jugendliche. Unter dem Titel "EVA2008" werden an der wiedererrichteten Frauenkirche erstmals tausende junge Gäste zu Gottesdiensten, Popkonzerten sowie zu rund 60 Workshops erwartet, in denen vor allem das Thema "Verantwortung" eine Rolle spielen wird.
Die 16- bis 28-Jährigen wollen in der sächsischen Landeshauptstadt am Pfingstwochenende unter anderem über Gewalt, Klimaschutz und Partnerschaft diskutieren. Im Vergleich zum evangelikal geprägten und theologisch konservativen Jugendtreffen "Christival", das aufgrund des Streits um Seminare zu Homosexualität und Abtreibung für Schlagzeilen sorgte, erhielt das kleinere Dresdner Festival bislang weniger Aufmerksamkeit. Das mag auch daran liegen, dass im EVA-Programm zugkräftige Namen für die geplante Auseinandersetzung mit politischen Themen weitgehend fehlen, so wie das etwa bei einem Kirchentag üblich ist, der 2011 in Dresden zu Gast sein wird.
Die Veranstalter, darunter die sächsische Landeskirche, die Stiftung Frauenkirche und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), rechnen dennoch mit rund 2.000 Dauerbesuchern. Zu den Konzerten werden insgesamt bis zu 20.000 Gäste erwartet. Mit "EVA2008" werben sie unter jungen Menschen verstärkt für den evangelischen "Leuchtturm" Frauenkirche. Bislang liege das Hauptinteresse an dem Gotteshaus eher in der mittleren und älteren Generation, sagt Frauenkirchenpfarrer Holger Treutmann.
Ähnlich sieht das auch Veit Laser von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland, die zu den Mitveranstaltern zählt: "Junge Menschen verbinden mit der Frauenkirche zunächst wenig, wenn sie nicht aus der Region kommen." Das müsse "nüchtern konstatiert" werden. "Allerdings spricht die Frauenkirche als Symbol für Frieden und Versöhnung junge Menschen an", sagt er.
Damit die Kirche auf Jugendliche zumindest für einige Tage eine größere Anziehungskraft ausübt, haben die Festival-Veranstalter viel Mühe und auch Geld investiert. Frauenkirchenpfarrer Treutmann spricht von einem höheren sechsstelligen Eurobetrag. Zu den Höhepunkten dürfte der Eröffnungsgottesdienst mit dem EKD-Ratsvorsitzenden und Berliner Bischof Wolfgang Huber und der Pfingstgottesdienst vor der Frauenkirche mit Landesbischof Jochen Bohl zählen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich zu einer Bibelarbeit angekündigt.
Tausende werden daneben zu Konzerten mit dem Berliner Duo "2raumwohnung", der Jazz-Musikerin Sarah Kaiser und der christlichen Popmusikerin Judy Bailey erwartet. Unter den Zuhörern ist dann vielleicht auch die Nürnberger Lehramtsstudentin Andrea Hensel. Die 25-Jährige freut sich vor allem auf einen Gospel-Workshop, sucht aber auch das Gemeinschaftserlebnis auf dem Treffen. "Wenn es mir nur um Inhalte gehen würde, dann könnte ich auch ein Buch lesen."
Zudem gehört Hensel offenbar zu jenen jungen Menschen, die doch eine Beziehung zur Frauenkirche haben. Sie könne sich noch gut an die einzelnen Bruchstücke erinnern. Der Wiederaufbau, den "sie schon irgendwie mitgekriegt hat", sei beeindruckend gewesen, sagt sie. Die Studentin will mit ihrer Freundin in einer Jugendherberge übernachten. Für tausende Gäste steht aber auch eine Zeltstadt offen. Zu Fuß sind es von dort nur einige Minuten bis zur Frauenkirche. Pfarrer Treutmann schätzt die Zahl der bislang gut 2.000 angemeldeten Dauerteilnehmer als "zufriedenstellend" ein. Es sei zwar keine "astronomische Höhe", aber "EVA" sei noch neu und wenig bekannt.
Als "nicht so richtig glücklich" bezeichnet Treutmann den kurzen Zeitabstand zum Bremer "Christival", das erst am vergangenen Wochenende zu Ende ging. Für das Dresdner Jugendtreffen sei leider kein anderer Termin gefunden worden. Es gehe nicht um eine Konkurrenzveranstaltung. "EVA" sei auch weniger missionarisch und lege einen stärkeren Akzent auf "Weltgestaltung" und Politik, betont der Frauenkirchenpfarrer.
07. Mai 2008