Bundespräsident Köhler erinnert an Bücherverbrennung 1933

Berlin (epd). Bundespräsident Horst Köhler hat am Freitag an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten in über 20 deutschen Städten vor 75 Jahren erinnert. Die "quasi-religiöse Zeremonie mitten in der Nacht" habe durch die Rundfunkübertragung wie schon zuvor der Boykott jüdischer Geschäfte "vor der denkbar größten Öffentlichkeit" stattgefunden, sagte Köhler bei einer Gedenkveranstaltung in der Berliner Akademie der Künste. Damit habe sich niemand mehr Illusionen darüber machen können, "wohin es mit Deutschland gekommen war und wohin es in Zukunft gehen würde".

Die Bücherverbrennung 1933 sei kein zufälliges oder spontanes Spektakel gewesen, sondern habe eine lange und exakt geplante Vorgeschichte gehabt, sagte Köhler. Er erinnerte an die "beschämende Tatsache", dass vor allem in den Universitäten der Nationalsozialismus schnell Fuß fassen konnte. "An den Stätten, die doch der geistigen Freiheit, der Kritik, der argumentativen Auseinandersetzung hätten dienen sollen, wurde der Geist der Unfreiheit, der Intoleranz, der Ausgrenzung erzeugt".

"Der Hass auf alles Freiheitliche, Demokratische, Republikanische, vor allem aber auf alles Jüdische, bekam ausgerechnet von deutschen Intellektuellen geistige Nahrung", sagte der Bundespräsident weiter. Es sei wichtig, darauf zu achten, dass "unser freiheitliches Land freiheitsliebend bleibt". Jegliche Angriffe auf die Freiheit müssten zurückgewiesen werden. Wer Bücher, Filme, Theateraufführungen und Karikaturen verbieten wolle, sei auf dem falschen Weg. "Verbot und Unterdrückung zerstören Freiheit und Humanität", so Köhler.

09. Mai 2008