EKD-Auslandsbischof warnt vor Verschärfung der Nahrungskrise

Hannover (epd). Bei steigender Erzeugung von Biosprit darf nach Ansicht der Evanglischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht die Hungersnöte und Umweltprobleme in Teilen der Welt verschärfen. Mit Sorge sehe die Kirche das Problem der globalen Nahrungsmittelkrise, erklärte der EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte am Donnerstag in Hannover. Die sozialen Kosten, die mit der Ausweitung des Anbaus von Energiepflanzen auf Kosten von Nahrungsmitteln verbunden sind, dürften nicht unberücksichtigt bleiben, forderte Schindehütte.

Mit Blick auf ein deutsch-brasilianisches Energieabkommen sagte Bischof Schindehütte, die Bedürfnisse der Armen in den Entwicklungsländern hätten für ihn eindeutig Vorrang vor den Mobilitätsinteressen der Industriestaaten: "Es darf nicht sein, dass der Treibstoff unserer Autos den Hunger und die Umweltzerstörung in Brasilien noch verschärft." Zur Bekämpfung von Armut und Hunger sei die Kirche durch die biblische Botschaft verpflichtet.

Die deutsch-brasilianische Zusammenarbeit beim Einsatz von Biosprit wird auch von der lutherischen Kirche Brasiliens kritisiert. Die Ausweitung der Monokulturen Zuckerrohr und Mais zur Ethanolerzeugung werde Umweltzerstörung, Landflucht und wachsende Elendsviertel in den Städten nach sich ziehen, warnte Walter Altmann, Präsident der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien.

Das Abkommen anlässlich des Brasilien-Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zielt darauf, die Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern der erneuerbaren Energien zu fördern. Klare Kriterien sollten dafür sorgen, dass biologische Kraftstoffe umweltfreundlich und fair gewonnen werden. "Ich glaube, dass wir Bioethanol brauchen, aber die Voraussetzung für die Akzeptanz ist eine nachhaltige Entwicklung", sagte Merkel auf der ersten Station ihrer einwöchigen Lateinamerika-Reise.

Grundsätzlich sei er nicht gegen die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung, ergänzte der für Ökumene und Auslandsarbeit zuständige EKD-Theologe. Erforderlich sei allerdings eine soziale und ökologische Zertifizierung, die dem Recht auf Ernährung Vorrang gebe. Die aktuelle Nahrungsmittelkiste ist Schindehütte zufolge auch durch die Agrarpolitik der EU mitverursacht. Exportsubventionen der EU für Agrarerzeugnisse zerstörten die lokale Nahrungsproduktion und "raubten den Bauern" in den Entwicklungsländern Einkommensquellen. Stattdessen sollte die EU mit diesen Geldern die Entwicklung kleinbäuerlicher Landwirtschaft in den Entwicklungsländern fördern, empfahl der Bischof.

16. Mai 2008

EKD-Pressemitteilung