Bischof Huber hält Verdoppelung des Kirchenbesuchs für möglich

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat das Ziel bekräftigt, die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger zu steigern. "Wir wollen, dass sich innerhalb absehbarer Zeit der Kirchenbesuch verdoppelt - zehn Prozent der evangelischen Gemeindemitglieder, die auch wirklich in die Kirche kommen, das muss doch möglich sein", sagte der Berliner Bischof in einem Interview des Magazins "Cicero" (Juni-Ausgabe). Schon jetzt nehme der Gottesdienstbesuch zu. Dies gelte vor allem für bestimmte Anlässe wie Taufe, Schuljahresbeginn und -ende sowie Festtage.

Diesem Ziel diene der Reformprozess, den die evangelische Kirche eingeleitet hat, erklärte Huber: "Wir wollen zum Beispiel die Qualität der Gottesdienste steigern." Angesichts des zunehmenden Wunsches nach Liturgie würden Kompetenzzentren für Predigtkultur und Gottesdienstqualität eingerichtet. Dort sollten Pfarrer und Kirchenmusiker zur Pflege der Gottesdienstkultur angeregt werden.

Der Repräsentant der EKD wandte sich gegen die pauschale Rede von der "Rückkehr der Religion". In der Öffentlichkeit gebe es wieder mehr Interesse an religiösen Fragen: "Aber die Kirchen werden dadurch nicht automatisch voller", folgerte Huber. Religion sei nie verschwunden gewesen, aber sie sei weithin zur Privatsache erklärt und verschwiegen worden. Dies habe sich geändert.

Über die Rolle der evangelischen Kirche in der 68er-Bewegung sagte der Bischof, die Kirche sei an den positiven und schwierigen Auswirkungen von 1968 beteiligt gewesen: "Mit allem Ungestüm wurde in der 68er-Bewegung ein Traditionsabbruch erkämpft, der im Rückblick als übertrieben erkannt werden muss." An dessen Folgen habe die Kirche noch heute zu tragen, so Huber.

20. Mai 2008

Das Interview im Wortlaut