Neuer evangelischer Militärbischof

Hannover/Berlin (epd). Landessuperintendent Martin Dutzmann (52) wird neuer evangelischer Militärbischof. Der leitende Geistliche der Lippischen Landeskirche wird Nachfolger von Militärbischof Peter Krug (64), der im September in den Ruhestand geht, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag mitteilte. Der Militärbischof nimmt die kirchliche Leitung der Militärseelsorge wahr und ist zuständig für die knapp 110 evangelischen Seelsorger in der Bundeswehr.

Martin Dutzmann/Quelle: Lippische Landeskirche

Der Militärbischof wird laut Militärseelsorgevertrag vom Rat der EKD ernannt. Die Bundesregierung habe am Mittwoch in Berlin der Wahl des Rates der EKD zugestimmt, hieß es. Anders als die Militärgeistlichen steht der Bischof in keinem Dienstverhältnis zur Bundeswehr, sondern ist nur der Kirche verantwortlich.

Der Umbau der Bundeswehr sei nicht nur für die Soldaten eine deutliche Veränderung, sagte der künftige Militärbischof. Gerade bei Auslandseinsätzen zeige sich der Anspruch der Soldaten auf seelsorgerliche Begleitung besonders klar. Mit Hinweis auf die jüngste evangelische Friedensdenkschrift warb Dutzmann für ein friedens- und sicherheitspolitisches Gesamtkonzept für die Einsätze der Bundeswehr. Militärische Einsätze könnten allenfalls die Rahmenbedingungen für einen Frieden schaffen, der mit Gerechtigkeit in einem unauflöslichen Zusammenhang stehe.

Aus der steigenden Zahl Konfessionsloser unter den Soldaten folgerte Dutzmann, die Militärpfarrer seien dadurch vor die Aufgabe gestellt, mit den Grundlagen des christlichen Glaubens verständlich vertraut zu machen. Auch werde sich die Seelsorge in der Bundeswehr strukturellen Fragen wie etwa der Wehrgerechtigkeit stellen. Für den Dialog von Staat und Kirche biete der Militärseelsorgevertrag eine verlässliche Grundlage.

Dutzmann steht seit 2005 an der Spitze der überwiegend reformiert geprägten Landeskirche, der rund 190.000 evangelische Christen angehören. Der aus Essen stammende Theologe, der verheiratet ist und drei Söhne hat, setzte als Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche einen Reform- und Sparkurs durch. Zuvor war er Gemeindepfarrer und Superintendent in der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Von 1974 bis 1976 war er als Soldat auf Zeit beim Fernmeldebataillon in Koblenz und schied als Leutnant der Reserve aus. Damit ist er in der Reihe der evangelischen Militärbischöfe der erste, der in der Bundeswehr gedient hat. Der Oldenburger Bischof Krug war seit 2003 im Nebenamt evangelischer Militärbischof. In seine Amtszeit fällt unter anderem der Umzug des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr von Bonn nach Berlin.

22. Mai 2008

EKD-Pressemitteilung

Evangelische Militärseelsorge


Versierter Theologe mit Bundeswehr-Erfahrung

Landessuperintendent Dutzmann wird neuer Militärbischof - (Porträt)

Von Ingo Lehnick und Holger Spierig

Detmold/Hannover (epd). An der Spitze der evangelischen Militärseelsorge steht künftig ein promovierter Theologe mit Bundeswehr-Erfahrung. Der 52-jährige Martin Dutzmann, seit zweieinhalb Jahren leitender Geistlicher der Lippischen Landeskirche, gilt als vielseitiger Pragmatiker, der auch unbequeme Themen offen angeht.

So setzte der aus Essen stammende Theologe als Landessuperintendent der kleinen lippischen Kirche mit 192.000 Mitgliedern einen drastischen Reform- und Sparkurs durch. Zu Dutzmanns Erfahrungen zählen 18 Jahre als Gemeindepfarrer und verschiedene Leitungsämter, auch der Wissenschaftsbetrieb ist ihm vertraut.

Künftig ist er als Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Nebenamt für die rund 110 evangelischen Militärseelsorger und Militärdekane zuständig. Anders als der scheidende Amtsinhaber Peter Krug, der als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurde, ging Dutzmann zur Bundeswehr. Er diente von 1974 bis 1976 als Soldat auf Zeit beim Fernmeldebataillon in Koblenz und schied als Leutnant der Reserve aus.

In Dutzmanns Umfeld wird erwartet, dass der versierte Theologe auch in seinem neuen Amt deutliche Spuren hinterlassen wird. Angesichts zunehmender Auslandseinsätze der deutschen Soldaten steht die Seelsorge - für Dutzmann eine Kernaufgabe der Kirche - vor neuen Herausforderungen. Auch werde sich die Seelsorge in der Bundeswehr strukturellen Fragen wie etwa der Wehrgerechtigkeit stellen. Angesichts der steigenden Zahl Konfessionsloser unter den Soldaten sieht Dutzmann Militärpfarrer besonders gefordert, sie verständlich mit den Grundlagen des christlichen Glaubens vertraut zu machen.

Das Eintreten der EKD für den Abbau von Gewalt und eine gerechte Weltwirtschaft in ihrer jüngsten Friedensdenkschrift passt zu Dutzmanns öffentlichen Stellungnahmen. Militärische Einsätze könnten allenfalls die Rahmenbedingungen für einen Frieden schaffen, der mit Gerechtigkeit in einem unauflöslichen Zusammenhang stehe, betonte der Theologe.

Bestimmendes Thema ist für den verheirateten Vater von drei Söhnen seit Jahren die soziale Gerechtigkeit - sowohl in Deutschland als auch weltweit. Dutzmann sprach sich frühzeitig für Mindestlöhne aus und mahnte ein größeres Engagement zur Bekämpfung von Armut an. In seiner Zeit als rheinischer Superintendent hielt er mit seiner Kritik am Irak-Krieg nicht hinterm Berg. Als der Islam zum Thema wurde, rief er 1997 einen Runden Tisch mit Migranten ins Leben, der zu einem wichtigen Forum für Kirchen, Muslime, Politiker und Behörden wurde.

Dutzmann war nach seinem Theologiestudium in Marburg, Straßburg und Bonn und dem Vikariat im Kirchenkreis Wetzlar ab 1983 Dozent an der Universität Bonn, bevor er 1987 Pfarrer in Remscheid wurde. Ihn zeichnen die Lust zu gestalten und zugleich Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung von Strukturprozessen aus. So leitete er in der rheinischen Kirche einen Strukturausschuss, der Vorschläge für Einsparungen in Millionenhöhe erarbeitete.

Kurz nach seiner Wahl an die Spitze der lippischen Kirche kündigte er 2005 an, dass sich die Strukturen in der fünftkleinsten Landeskirche verändern müssten, wenn sie überleben wolle. Seither wurden die Ausgaben gedrosselt, Arbeitsbereiche aufgegeben und Mittel umgeschichtet. Mit umfassenden Reformen soll die Zukunftsfähigkeit der Lippischen Landeskirche bis zum Jahr 2017 gesichert werden. Dafür drang Dutzmann auf eine Diskussion darüber, welche Bereiche als Kernaufgaben in Zukunft von der Kirche noch zu leisten sind.

Dass er trotz des Reformtempos die Gemeinden und Kirchenkreise weitgehend hinter sich hat, liegt an seiner Fähigkeit, die Menschen auch in schwierigen Zeiten mit Sachverstand für seine Sache einzunehmen. Bei allem Rückbau steht für Dutzmann fest, dass sich die Kirche nicht selbstgenügsam ins Private zurückziehen darf. Sie genieße hohes Ansehen, könne unverzichtbare Beiträge für die Gesellschaft leisten und solle sich einmischen, wo sie etwas zu sagen habe.

22. Mai 2008


Das aktuelle Stichwort: Militärseelsorgevertrag

Frankfurt a.M. (epd). Der Militärseelsorgevertrag von 1957 zwischen der Bundesrepublik und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) regelt die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr. Das Dokument wurde am 22. Februar 1957 in Bonn von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und dem damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Otto Dibelius unterzeichnet. Laut Vertrag sind die Militärgeistlichen in ihrer kirchlichen Arbeit frei von staatlicher Einflussnahme. Der Staat sorgt für den organisatorischen Rahmen und trägt die Kosten der Militärseelsorge.

Die Unabhängigkeit der Militärseelsorger ist die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte und vor allem aus der Zeit der Wehrmacht, als die Militärseelsorge die Schlagkraft der Truppe erhöhen sollte. Sowohl aus der Sicht der Kirche als auch des Staates hat sich die vertragliche Regelung von 1957 bewährt. Rechtsgrundlage für die Arbeit der katholischen Militärseelsorger in der Bundeswehr ist das Reichskonkordat von 1933.

Die Militärpfarrer werden für sechs bis acht Jahre berufen und sind während ihrer Amtszeit in der Regel Bundesbeamte auf Zeit. Mit der Rückkehr der Pfarrer in ihre Landeskirchen wird eine möglichst enge Verbindung zwischen Militärseelsorge und Landeskirchen angestrebt. Derzeit betreuen rund 110 evangelische Militärpfarrer und -dekane die protestantischen Soldaten, deren Anteil in der Bundeswehr bei rund 30 Prozent liegt.

Die kirchliche Leitung der evangelischen Militärseelsorge liegt beim Militärbischofs, der vom Rat der EKD berufen wird. Ab September ist dies der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Martin Dutzmann. Der 52-jährige tritt die Nachfolge des oldenburgischen Landesbischofs Peter Krug an, der seit 2003 Militärbischof der EKD ist.

In der DDR gab es keine Militärseelsorge. Nach der Wiedervereinigung waren die ostdeutschen Landeskirchen zunächst nicht bereit, den Militärseelsorgevertrag ohne Anpassungen zu übernehmen. Ihre Vorbehalte galten unter anderem dem Beamtenstatus der Militärpfarrer, befürchtet wurde eine zu große Nähe zum Staat. Erst seit Anfang 2004 gilt der Militärseelsorgevertrag als gemeinsamer rechtlicher Rahmen für ganz Deutschland.

22. Mai 2008


Die evangelischen Militärbischöfe

Frankfurt a.M. (epd). In den rund 50 Jahren seit Abschluss des Militärseelsorgevertrages zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Bundesrepublik Deutschland gab es fünf evangelische Militärbischöfe. Alle bisherigen Amtsinhaber nahmen diese Aufgabe im Nebenamt wahr. Der Militärbischof wird laut Vertrag vom Rat der EKD ernannt, nachdem zuvor Einvernehmen mit der Bundesregierung hergestellt wurde. Anders als die Militärgeistlichen steht der Bischof in keinem Dienstverhältnis zur Bundeswehr, sondern ist nur der Kirche verantwortlich. Die bisherigen Militärbischöfe waren:

Hermann Kunst (1956-1972), Bevollmächtigter des EKD-Rates am Sitz der Bundesrepublik;

Sigo Lehming (1972-1985), Probst des Kirchenkreises Pinneberg;

Heinz-Georg Binder (1985-1994), Bevollmächtigter des EKD-Rates;

Hartmut Löwe (1994-2003), Bevollmächtigter des EKD-Rates;

Peter Krug (2003-2008), Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.

Ab September 2008: Martin Dutzmann, leitender Geistlicher der Lippischen Landeskirche.

22. Mai 2008