Universität Leipzig gedenkt Sprengung der Paulinerkirche

Leipzig (epd). Mit einem Konzert und einem Gottesdienst will die Universität Leipzig am 30. Mai an die Sprengung der Paulinerkirche vor 40 Jahren erinnern. Beim abendlichen Konzert in der Thomaskirche werde ein eigens für den Jahrestag komponiertes Werk des Komponisten Volker Bräutigam uraufgeführt, teilte die Universität in Leipzig mit.

Die Sprengung der Leipziger Universitätskirche am 30. Mai 1968 war die wohl spektakulärste Aktion der DDR-Behörden gegen ein völlig intaktes Kirchengebäude. Wenige Wochen später folgte die Potsdamer Garnisonkirche, in der kurz zuvor mit der Beseitigung von Kriegsschäden begonnen worden war. Auch in diesem Fall begründete die SED die vorsätzliche Zerstörung einer Kirche mit städtebaulichen Vorhaben in einer damaligen Bezirksstadt.

Als Leitlinien für die sozialistische Stadtplanung in der DDR nach sowjetischem Vorbild galten seit 1950 die "16 Grundsätze des Städtebaus". Darin waren Kirchen nicht vorgesehen. Stattdessen sollten "die wichtigsten politischen, administrativen und kulturellen Stätten" die Stadtzentren prägen. Darüber hinaus war festgelegt: "Die Bestimmung und Bestätigung der städtebildenden Faktoren ist ausschließlich Angelegenheit der Regierung."

Nach einer Dokumentation von 1978 wurden nach 1945 auf DDR-Gebiet über 60 Kirchen gesprengt oder abgetragen. Die meisten von ihnen hätten nach der Einschätzung von Fachleuten gerettet werden können. Für Ost-Berlin sind neun Kirchengebäude nachgewiesen. Die letzte Kirchensprengung erfolgte 1985 direkt an der Berliner Mauer an der Bernauer Straße. An die gewaltsam beseitigte Versöhnungskirche erinnert heute eine schlichte Kapelle auf dem Gelände der heutigen Mauergedenkstätte.

22. Mai 2008

Informationen zur Paulinerkirche