Evangelische Werke gehen zusammen: Diakonie und Entwicklung unter einem Dach

Frankfurt a.M. (epd). Nach jahrelangen Verhandlungen sind die Weichen für einen Zusammenschluss von Diakonie und Evangelischem Entwicklungsdienst (EED) gestellt. Die beiden größten zentralen Werke der evangelischen Kirche sollen bis 2013 unter einem Dach im Zentrum von Berlin konzentriert werden, sagten Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik und EED-Vorstandsvorsitzender Konrad von Bonin in einem epd-Gespräch.

Die Aufsichtsgremien von Diakonie und EED entscheiden noch im Juni über den Vorschlag einer Steuerungsgruppe, der in den vergangenen Tagen ausgehandelt worden ist. Kottnik und Bonin rechnen mit Zustimmung. Die neue Organisation soll "Evangelisches Zentrum für Entwicklung und Diakonie" heißen und zwei Säulen umfassen: die "Diakonie Deutschland - der Bundesverband" und "Brot für die Welt - der Evangelische Entwicklungsdienst". Bislang gehören das Spendenwerk "Brot für die Welt" und die Katastrophenhilfe nicht zum EED in Bonn, sondern zum Diakonischen Werk der EKD in Stuttgart. Die genauen rechtlichen Strukturen sollen bis zum Herbst ausgehandelt werden.

"Wir werden dann in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel sitzen", sagte Diakonie-Chef Kottnik. Geplant sei ein Neubau am Berliner Hauptbahnhof unmittelbar neben dem Zentrum Lehrter Straße, wo die Berliner Stadtmission Sozialarbeit betreibt. Dies sei ein politisches Signal. Bislang ist die Berliner Vertretung der Diakonie mit etwa 120 Mitarbeitern im vornehmen Dahlem untergebracht. Die Standorte Stuttgart mit 180 Mitarbeitern in der Diakonie-Zentrale und Bonn mit 200 EED-Mitarbeitern werden aufgegeben. Ein Personalabbau ist Kottnik und Bonin zufolge mit dem Umzug nicht vorgesehen.

Diakonie-Präsident Kottnik betonte die Notwendigkeit, in der globalisierten Welt neue Antworten auf Fragen von Migration, Armut oder Behindertenhilfe zu finden. Nationale und internationale Perspektiven müssten in Zukunft stärker verbunden werden. "Da gewinnt jeder etwas dabei", sagte er über die Fusionspläne. Die jeweiligen Profile blieben erhalten. Kottnik äußerte die Erwartung, dass die neue Struktur langfristig auch Auswirkungen auf die Organisation der Diakonie in den 23 Landeskirchen haben werde.

EED-Vorstandsvorsitzender Bonin sprach von einem kirchenpolitischen Schritt von großer Tragweite. Sozialpolitik und Entwicklungspolitik rückten stärker zusammen. Konkurrenzen zwischen dem EED und der Hilfsaktion "Brot für die Welt", die bisher bei der Diakonie angesiedelt ist, werde es nicht mehr geben. Gegenüber der aktuellen Situation bedeute dies eine Stärkung der Entwicklungsarbeit. "Die evangelische Kirche bekommt ein integriertes und profiliertes Kompetenzzentrum für Entwicklungspolitik", sagte Bonin. Überlegungen, auch das Evangelische Missionswerk (Hamburg) in die neue Organisation einzubeziehen, habe es nicht gegeben, ergänzte er.

Den Plänen zufolge soll die neue Einrichtung in Berlin die Rechtsform eines eingetragenen Vereins erhalten. Beide Säulen "Diakonie Deutschland" und "Brot für die Welt" sollen jeweils von einem Präsidenten oder einer Präsidentin und je zwei weiteren Vorstandsmitgliedern geführt werden. Die sechs Führungskräfte sollen den Gesamtvorstand für das "Evangelische Zentrum für Entwicklung und Diakonie" bilden, dessen Vorsitz zwischen den beiden Präsidenten turnusmäßig wechseln soll.

Über die Struktur der Aufsichtsgremien wird noch verhandelt. Diakonie-Präsident Kottnik äußerte die Hoffnung, das bisher bestehende Gleichgewicht zwischen den regionalen diakonischen Werken aufrecht zu erhalten. Bonin sprach von einem Schritt in die Zukunft, "der die Arbeit der Kirche zur Überwindung der Armut in Deutschland und weltweit bündelt und stärkt".

09. Juni 2008