EKD-Bevollmächtiger: Mitwirkung der Kirche in der Politik verbessert

Stormarn (epd). Für die Kirchen haben sich die Mitwirkungschancen bei politischen Entscheidungen aus Sicht des EKD-Beauftragten für den Bund, Stephan Reimers, seit dem Berlin-Umzug von Regierung und Parlament eher noch verbessert. Die kirchlichen Verbindungsbüros begegneten überwiegend Offenheit und Wohlwollen, sagte der Berliner Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstagabend in Stormarn. Zu allen Bundestagsfraktionen gebe es gute Beziehungen. Deutlicher Widerspruch der Kirchen sei etwa bei Themen wie Flüchtlingspolitik oder Rüstungsexporten notwendig.

Von den 612 Bundestagsabgeordneten sind Reimers Angaben zufolge 236 oder 39 Prozent evangelisch. Der Anteil der evangelischen Abgeordneten liege damit über dem 31-Prozent-Anteil evangelischer Kirchenmitglieder an der Bevölkerung. Aus der Präsenz evangelischer Abgeordneter an Veranstaltungen der EKD lasse sich keine "ausgezehrte Volkskirchlichkeit" ableiten.

Als konstruktiv beschrieb Reimers das Verhältnis der evangelischen Kirche zu den Parteien der großen Koalition. Zur SPD sei der Kontakt der EKD "traditionell gut", wichtige Politiker hätten die engen Beziehungen geprägt. Nach Konflikten in der Vergangenheit habe sich das Verhältnis zur Union seit dem Berlin-Umzug "deutlich aufgehellt". Dies sei Folge einer Annäherung in Sachfragen, für die Reimers beispielhaft die Frage der EU-Mitgliedschaft der Türkei, Kopftuch-Streit und Haltung zum Religionsunterricht nannte.

Auch zu den Oppositionsparteien seien die Beziehungen gut, bilanzierte der Theologe. Während in Bonn die Kirche bei eigenen Interessen überwiegend von Union und SPD unterstützt worden sei, habe es in Berlin für eine Korrektur der Unternehmenssteuerreform zugunsten der Kirche einen einstimmigen Bundestagsbeschluss gegeben.

19. Juni 2008