Diakonie in Rheinland, Westfalen und Lippe schließt sich zusammen

Düsseldorf/Münster (epd). In Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Rheinland entsteht zum 1. Juli der bundesweit größte regionale Diakonie-Spitzenverband. An diesem Tag schließen sich die Diakonischen Werke der rheinischen, westfälischen und lippischen Kirche offiziell zum Verein "Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V." zusammen. Von dem Schritt werden mehr Effizienz, Einsparungen sowie ein besseres gemeinsames Auftreten erhofft.

Dem neuen Verband mit über 270 Beschäftigten gehören rund 2.700 Träger diakonischer Arbeit an. Er vertritt die Interessen dieser Mitglieder und unterstützt ihre Aktivitäten, beispielsweise durch fachliche Beratung. Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe vertritt 4.900 Sozialeinrichtungen mit 130.000 Beschäftigten und 200.000 Ehrenamtlichen in Nordrhein-Westfalen sowie Teilen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen. Die Diakonischen Werke der drei Landeskirchen bestehen unter dem gemeinsamen Verein mit Sitz in Düsseldorf weiter, zweiter Standort in NRW bleibt Münster.

27. Juni 2008



Diakonie-Hochzeit schafft bundesweit größten Spitzenverband

Von Ingo Lehnick (epd)

Düsseldorf (epd). Die diakonische Arbeit ist vielfältig: Kindergärten gehören dazu und Krankenhäuser, Altenheime und Behindertenwerkstätten, aber auch Beratungsangebote - etwa für Familien, Suchtkranke oder verschuldete Menschen. Zusammengeschlossen sind die Träger dieser Arbeit in Diakonischen Werken, die sie beraten und gegenüber der Politik ihre Interessen vertreten. Kürzungen der staatlichen Zuschüsse, sinkende Kirchensteuer-Einnahmen und der verschärfte Wettbewerb sozialer Dienstleister zwingen auch diese Verbände, immer effizienter zu arbeiten.

Vor diesem Hintergrund entsteht am 1. Juli der bundesweit größte diakonische Spitzenverband auf Länderebene: Die Diakonischen Werke (DW) der drei evangelischen Landeskirchen in Rheinland, Westfalen und Lippe schließen sich zur "Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V." zusammen. Kirchlich-sozialer Auftrag und Wirtschaftlichkeit sollen erfolgreich miteinander verbunden, Einsparpotenziale und Synergieeffekte ausgeschöpft werden.

"Wir werden mit der neuen Struktur in der Lage sein, die Aufgaben eines Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege quantitativ und qualitativ besser zu erfüllen", sagt der Vorstandsvorsitzende des DW Westfalen, Günther Barenhoff. Sein rheinischer Kollege Uwe Becker erwartet von dem größeren Verband auch, dass die Diakonie "gegenüber Politik und Gesellschaft wesentlich stringenter auftreten" kann. Das neue Dach sei aber kein Selbstzweck, sondern diene dazu, "unsere Aufgaben im Dienste der Menschen besser zu erfüllen".

Rund 2.700 Mitglieder - also Träger sozialer Einrichtungen - zählt der neue Spitzenverband, darunter Kirchengemeinden, Vereine, Werke und Stiftungen. Sie unterhalten 4.900 Sozialeinrichtungen mit 130.000 Beschäftigten und 200.000 Ehrenamtlichen. Das Gebiet ist deckungsgleich mit der Fläche der westfälischen, lippischen und rheinischen Kirche, es erstreckt sich somit über Nordrhein-Westfalen sowie Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen. Fast 2.000 Kindergärten und rund tausend Einrichtungen der Alten-, Pflege- und Behindertenarbeit gehören dazu, außerdem 85 Krankenhäuser und 16 Hospize.

Die bisherigen Diakonischen Werke bleiben unter dem gemeinsamen Dach ebenso erhalten wie der Standort Münster, die insgesamt 274 Beschäftigten werden aber beim neuen Verein mit Sitz in Düsseldorf angestellt. Der vierjährige Reformprozess führte bereits zum Abbau zahlreicher Doppelstrukturen und zu mehr Kooperation, etwa im Klinikbereich und beim Arbeitsrecht. Auch ein Europabüro unterhält die Diakonie in NRW gemeinsam.

In Westfalen wurden 50 und im Rheinland rund 20 Stellen sozialverträglich abgebaut, die Zahl der Vorstandsmitglieder wurde auf drei halbiert. Bis Ende 2009 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Zusammenschluss solle auch Arbeitsplätze sicherer machen, unterstreicht Barenhoff. Die Architekten der neuen Organisation wollen aber nicht nur Geld sparen, sondern auch ihre Mitglieder besser betreuen und beraten.

Wenn das Modell gelinge, wirke sich das auch auf die bundesweite Diakonie-Landschaft aus, erläutert Barenhoff. "Ich glaube, dass die gegenwärtige Struktur, bei der sich ein Diakonisches Werk an den Grenzen der jeweiligen Landeskirche orientiert, nicht mehr zukunftsfähig ist." Mancherorts seien Diakonische Werke viel zu klein, um die nötige Qualität einer Dienstleistung zu erbringen. Auch nach Einschätzung von Vorstandsmitglied Becker hat der Zusammenschluss zur Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) "eine verbindende Kraft, die weitere Kooperationen oder Fusionen in Kirche und Diakonie nach sich ziehen kann".

Das Modell könnte zum Beispiel in Rheinland-Pfalz Schule machen, erläutert Moritz Linzbach vom DW Rheinland, als Jurist drittes Vorstandsmitglied neben den Pfarrern Barenhoff und Becker. "Die rheinischen Diakonie-Träger befürworten dort einen Diakonie-Verein Rheinland-Pfalz als homogene Verbandsvertretung." Wichtig bleibe aber bei allen Strukturdiskussionen in der Diakonie, "die lebendige Verbindung zu unseren kirchlichen Wurzeln nicht zu kappen".

27. Juni 2008