Weltkirchenrat lobt gewaltlose Feiern während Fußball-EM

Menschliche Behandlung von Flüchtlingen gefordert

Hannover (epd). Kirchliche Repräsentanten aus Afrika, Südamerika und der Türkei haben sich anerkennend über das friedliche Miteinander unterschiedlicher Nationen in Deutschland während der Fußball-Europameisterschaft geäußert. "Das ist ein gutes Beispiel, wie Menschen zusammenleben können", sagte der stellvertretende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Georges Lemopoulos, am Dienstag in Hannover. Vor allem nach dem Spiel Deutschland gegen die Türkei habe es trotz vieler Befürchtungen keine Gewalt auf den Straßen gegeben.

"Man feiert, egal ob man gewinnt oder verliert - so kann eine Konfrontation positiv verwandelt werden", sagte Lemopoulos, ein griechischstämmiger Türke, der jetzt in der Schweiz lebt. Er gehört zu einer sechsköpfigen ÖRK-Delegation, die sich derzeit in Deutschland über die kirchliche Friedensarbeit informiert.

Der ÖRK will 2011 in Jamaika zum Abschluss der zehnjährigen ökumenischen Dekade gegen Gewalt eine "Friedenskonvokation" formulieren. Zu diesem Zweck sind in den kommenden beiden Jahren insgesamt 60 Delegationen in Ländern aller Kontinente unterwegs.

Der anglikanische Erzbischof Bernard Ntahoturi (rpt Ntahoturi) aus dem afrikanischen Burundi rief die europäische Gemeinschaft auf, sich nicht zu stark gegen Flüchtlinge abzuschotten. "Sicherheit ist gut, aber behandelt die Leute menschlich", sagte er.

Janette Bächtold Ludwig von der lutherischen Kirche Brasiliens zeigte sich beeindruckt von einem deutschen Projekt gegen die Zwangsprostitution während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Der Friede beginne zu Hause, etwa indem die Gewalt gegen Frauen aufhöre, sagte sie. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann kündigte ein Programm ihrer Landeskirche gegen gewaltverherrlichende Computerspiele an.

Die Delegation hat bisher Frankfurt/Main, Köln und Hannover besucht und will nach Berlin und Dresden weiterreisen. Sie lobte das entschiedene Eintreten der deutschen Kirchen gegen Rüstungsexporte, Folter und Krieg. Deutschland ist nach Kenia, dem Sudan, den USA und Sri Lanka das fünfte Land, in dem eine Friedensdelegation des Ökumenischen Rates zu Gast ist.

01. Juli 2008