Erben der Reformation: 60 Jahre VELKD

Frankfurt a.M. (epd). Vor 60 Jahren, am 8. Juli 1948, schlossen sich die meisten deutschen lutherischen Landeskirchen nach einem im 19. Jahrhundert begonnenen Einigungsprozess in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zusammen. Dem Bund mit rund zehn Millionen Lutheranern gehören heute Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Thüringen an. Die lutherischen Bischöfe hatten bereits im März mit einem Festgottesdienst in der Schlosskirche zu Wittenberg - wo Martin Luther (1483-1546) nahe der Kanzel begraben liegt - die Gründung der VELKD vor sechs Jahrzehnten gefeiert.

"Die Einsichten Martin Luthers sind im Kern nicht überholt", betonte der Leitende VELKD-Bischof, Landesbischof Johannes Friedrich (München), zum Jubiläum. Dies gelte insbesondere für die biblische Botschaft von der Rechtfertigung des Menschen allein aus der Gnade Gottes. Luther habe durch das Studium der Bibel herausgefunden, dass das, was uns und unser Leben eigentlich ausmache, nicht von unserer eigenen Leistung abhänge. "Wir alle sind Gott recht – egal ob arm oder reich, klein oder groß, alt oder jung, krank oder gesund, ob erfolgreich oder nicht."

Das Luthertum, entstanden aus der Reformbewegung der spätmittelalterlichen Kirche, hat über Jahrhunderte das soziale, kulturelle und geistige Leben Deutschlands und Europas geprägt. Als typisch lutherisch gilt heute die Verbindung ökumenischen Engagements mit pragmatischer Weltfrömmigkeit. Die Lutheraner sind auch bekannt für ihre ansprechenden Gottesdienste mit einer ausgeprägten Liturgie wie für ihre großartige kirchenmusikalische Tradition.

Im Rahmen der Strukturreform innerhalb der evangelischen Kirche wurde das Lutherische Kirchenamt in Hannover im vergangenen Jahr mit einer eigenen Amtsstelle im EKD-Kirchenamt angesiedelt. Dadurch sollen die komplexen Strukturen in der evangelischen Kirche etwas vereinfacht werden. Die VELKD ist aber weiter Kirche im theologischen und rechtlichen Sinn, wird von lutherischer Seite betont: Sie gestaltet weiterhin eigenständig ökumenische Beziehungen.

Ein Beispiel dafür ist die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Am Reformationstag 1999 hatten der Vatikan und der rund 68 Millionen Christen zählende Lutherische Weltbund das kirchenhistorische Dokument in Augsburg verabschiedet und damit einen alten theologischen Streit beendet. Martin Luthers aus der Bibel abgeleitete Lehre von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott löste im 16. Jahrhundert die umfassendste Reformbewegung der Christenheit aus.

07. Juli 2008

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)