Kirche von England öffnet sich für Bischöfinnen

York/Frankfurt a.M. (epd). Das Bischofsamt soll in der Kirche von England künftig auch Frauen offen stehen. Nach einer emotional geführten Debatte wies die Mehrheit der anglikanischen Generalsynode im englischen York weitgehende Forderungen der Traditionalisten zurück, die Frauen im Bischofsamt strikt ablehnen, berichteten britische Medien am Dienstag. Damit vertieft sich die Spaltung zwischen konservativen und liberalen Anglikanern in England und weltweit, die auch über den Umgang mit schwulen Priestern streiten.

Mehr als tausend konservative Anglikaner hatten im Vorfeld gedroht, die Staatskirche zu verlassen. In anderen anglikanischen Kirchen in der Welt, etwa den USA, Kanada, Neuseeland und Australien, wurden bereits Frauen zu Bischöfinnen geweiht. Ein Viertel der anglikanischen Priester in Großbritannien sind nach einem BBC-Bericht weiblich. Die Ordination von Frauen zu Pfarrerinnen ist dort bereits seit 1994 erlaubt. Die Kirche von England hat rund 25 Millionen Mitglieder.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann reagierte mit Freude auf den Beschluss. Sie sei "gespannt auf die erste Kollegin in der Kirche von England", sagte die Bischöfin der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland dem epd. Käßmann: "Nach meiner persönlichen Erfahrung wächst mit der Präsenz von Frauen im bischöflichen Amt schlicht auch die Akzeptanz."

Der Dachverband Evangelischer Frauen in Deutschland begrüßte die Öffnung für weibliche Bischöfe. Der Beschluss sei aus theologischer "wie aus frauenpolitischer Sicht völlig konsequent und logisch", sagte die Vorsitzende des Verbandes, Brunhilde Raiser, in Hannover. Da es eine Weihe von Frauen zu Priesterinnen gibt, gebe es aus theologischer Sicht keinen Grund, Frauen das Bischofsamt zu verweigern.

Das Ökumene-Institut der evangelischen Kirche bewertete den gegenwärtigen Kurs der Anglikaner insgesamt skeptisch. Der seit Jahren schwelende Streit innerhalb der anglikanischen Weltgemeinschaft über weibliche Bischöfe und Homosexualität berge die Gefahr "eines gefährlichen Substanzverlustes anglikanischer Theologie", sagte Martin Schuck vom Konfessionskundlichen Institut im südhessischen Bensheim dem epd.

Der Erzbischof von Canterbury und Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, Rowan Williams, hatte im Vorfeld der Synode versucht, zwischen den gegnerischen Lagern der von Spaltung bedrohten anglikanischen Kirche zu vermitteln. Er warnte nach dem Beschluss am Montagabend, dass dennoch Frauen in irgendeiner Form gedemütigt werden könnten, die für das Bischofsamt nominiert werden, berichtete die BBC.

Die anglikanische Generalsynode votierte im englischen York gegen die Einführung von kirchlichen Parallelstrukturen mit eigenen Priestern und Bischöfen für Gemeinden, die keine weiblichen Bischöfe akzeptieren. Dennoch wolle man Traditionalisten mit Kompromissen innerhalb der derzeit existierenden Strukturen der Kirche von England entgegenkommen. In einer entsprechenden Verfahrensregel ("code of practice") sollen jetzt mögliche Kompromisse gefunden werden.

Die Traditionalisten innerhalb der Kirche von England hätten dies allerdings schon abgelehnt, berichtete die Tageszeitung "Guardian". Damit werden die Differenzen in der anglikanischen Weltkirche weiter vertieft, die über die Themen weibliche Bischöfe und homosexuelle Priester tief zerstritten ist. Die Kontroversen gelten als zentrales Thema bei der Lambeth-Konferenz, die am 16. Juli in Kent beginnt.

Unter dieser Bezeichnung findet alle zehn Jahre die Vollversammlung aller anglikanischen Bischöfe weltweit statt. Die Weihe des homosexuellen US-amerikanischen Bischofs Gene Robinson 2003 hatte die derzeitigen massiven Spannungen ausgelöst. Einige Kirchenprovinzen drohen seitdem mit Abspaltung, besonders in Afrika.

08. Juli 2008


Bischöfin Käßmann "gespannt auf erste Kollegin in Kirche von England"

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat auf die Öffnung der Kirche von England für Bischöfinnen mit Freude reagiert. Sie sei "gespannt auf die erste Kollegin in der Kirche von England, andernorts gibt es ja bereits anglikanische Bischöfinnen", sagte die Bischöfin der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland am Dienstag dem epd. Käßmann: "Nach meiner persönlichen Erfahrung wächst mit der Präsenz von Frauen im bischöflichen Amt schlicht auch die Akzeptanz."

"Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Generalsynode", fügte Käßmann hinzu. Ihre eigene lutherische Kirche sehe ja erklärtermaßen keine theologischen Gründe, die gegen die Ordination von Frauen und damit auch ihre Berufung ins bischöfliche Amt sprechen. "Sehr oft spielen bei der Ablehnung nicht-theologische Faktoren eine dominante Rolle", sagte Käßmann.

Im Bereich des Lutherischen Weltbundes gebe es inzwischen einige Frauen im bischöflichen Amt und in den Landeskirchen seien Pastorinnen längst Normalität, unterstrich Käßmann: "Das wäre ja auch vor 50 Jahren kaum vorstellbar gewesen." 1999 wurde Margot Käßmann zur Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt. Weltweit erste lutherische Bischöfin wurde 1992 die Hamburgerin Maria Jepsen.

08. Juli 2008