"Brot für die Welt" warnt vor Ausbau von Agrosprit-Produktion

Evangelisches Hilfswerk steigerte 2007 Einnahmen um zehn Prozent

Berlin (epd). Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" hat vor den Folgen des Klimawandels und vor einer Zunahme der Produktion von Biosprit gewarnt. "Dies verknappt die weltweit verfügbaren Nahrungsmittel und treibt die Zahl der Hungernden in die Höhe", sagte Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2007 in Berlin.

Die Spendeneinnahmen von "Brot für die Welt" stiegen 2007 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent auf 52,8 Millionen Euro. Damit sei der seit 2003 vorherrschende Negativtrend erstmals umgekehrt worden, sagte Füllkrug-Weitzel. Die gesamten Einnahmen erhöhten sich unter anderem durch Zinsgewinne, Nachlässe und Mittel der EU gegenüber 2006 um zehn Prozent auf 65,4 Millionen Euro.

Bei der Biosprit-Problematik verwies die Theologin auf das Beispiel Brasilien. Es sei ein Skandal, wenn für den Anbau von Energiepflanzen Kleinbauern und Ureinwohner von ihrem Land vertrieben würden. Zugleich prangerte Füllkrug-Weitzel den verbreiteten Einsatz von Sklavenarbeitern in Brasilien an. In Amazonien seien allein auf einer Agrospritfarm im vergangenen Jahr 1.100 "Sklaven" befreit worden.

Kritik äußerte Füllkrug-Weitzel auch am G-8-Gipfel, der am Mittwoch in Japan zu Ende ging. Es fehlten konkrete Beschlüsse zur Hungerbekämpfung der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G-8), sagte sie. Der Bundesregierung warf Füllkrug-Weitzel vor, die Unterstützung von Kleinbauern radikal auf drei Prozent ihrer Entwicklungsausgaben zurückgefahren zu haben. Hier sei eine Aufstockung der Mittel auf mindestens zehn Prozent nötig.

Als Schwerpunkt von "Brot für die Welt" im vergangenen Jahr nannte Füllkrug-Weitzel die Ernährungssicherheit. Ein Drittel aller Spendenmittel sei in die Unterstützung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und des ländlichen Raumes geflossen. Damit habe sich die Hilfsaktion bewusst gegen "den Trend der Vernachlässigung der Kleinbauern" durch die internationalen Geldgeber gewandt. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft sichere schließlich 80 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion, hieß es.

"Brot für die Welt" unterstützte 2007 rund 1.170 langfristige Entwicklungsprojekte in 80 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa, 100 Projekte mehr als im Jahr 2006. Die evangelische Hilfsaktion hat ihren Sitz im Diakonischen Werk in Stuttgart. Von der bis 2012/2013 angestrebten Fusion der Diakonie mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) in Bonn verspricht sich die Direktorin von "Brot für die Welt" eine Steigerung der Effizienz zu Gunsten der Armen in der Welt. Zugleich mit der Fusion ist ein kompletter Umzug nach Berlin geplant, wo das Diakonische Werk bereits einen Standort hat.

10. Juli 2008

Evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt“


Das aktuelle Stichwort: "Brot für die Welt"

Berlin (epd). Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" widmet sich der langfristigen Entwicklungsarbeit in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Jeweils am ersten Advent wird eine neue Sammelaktion eröffnet. Im vergangenen Jahr gingen 52,8 Millionen Euro Spenden ein. Die 50. Spendenaktion in diesem Jahr wird unter dem Motto stehen: "Es ist genug für alle da". Eröffnet wird sie am 30. November in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche.

Ziel von "Brot für die Welt" ist Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehört die Sorge um Ernährung und Wasserversorgung, Gesundheit und Bildung, Frieden und Menschenrechte. Aber auch der Kampf gegen Umweltzerstörung, Kinderarbeit, Verfolgung und wirtschaftliches Unrecht ist ein wichtiges Anliegen. Unterstützt wurden im vergangenen Jahr insgesamt fast 1.200 Projekte.

Gegründet wurde "Brot für die Welt" 1959. Der erste Hilfsappell trug die Überschrift: "Menschen hungern nach Brot!" Die Hilfsaktion, die im Diakonischen Werk in Stuttgart angesiedelt ist, wird getragen von evangelischen Landes- und Freikirchen. Bis 2012/2013 ist der Umzug nach Berlin und ein Zusammenschluss mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst geplant, der seinen Sitz derzeit noch in Bonn hat.

10. Juli 2008