Fusionsvertrag zur Nordkirche vorgestellt

Ende 2011 soll die Verfassung beschlossen werden

Lübeck (epd). In Lübeck ist am Freitag der Entwurf eines Fusionsvertrags für die geplante Nordkirche vorgestellt worden. Der Zusammenschluss der drei evangelischen Landeskirchen sei auch ein Beitrag, um die Einheit zwischen Ost und West im Norden zu stärken, sagte die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter vor Journalisten. Motto der Verhandlungen sei der Bibelspruch "Einer trage des anderen Last". Der Vertrag soll von den Kirchenparlamenten in Nordelbien, Mecklenburg und Pommern im Herbst beraten und im Frühjahr 2009 beschlossen werden. Anfang 2012 könnte die Nordkirche dann gegründet werden.

Nach dem Finanzmodell der Nordkirche müssen die westdeutschen Kirchenkreise auf Einnahmen zugunsten der neuen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern verzichten. Nach einer Berechnung mit Zahlen von 2007 betragen die Einbußen im Durchschnitt 4,2 Prozent. Besonders hart würde es Nordfriesland (minus 8,6 Prozent) und Hamburg-Ost (minus 6,2 Prozent) treffen. Kiel/Neumünster (minus 1,6 Prozent) und Ostholstein (minus 1,1 Prozent) kämen eher glimpflich davon.

Die zusätzlichen Kirchensteuer-Einnahmen in 2008 hätten diese Verluste zum großen Teil wieder ausgeglichen, sagte Wartenberg-Potter. Sie habe keinen Zweifel, dass die nordelbischen Kirchenkreise bereit seien zum Teilen. Mecklenburg würde nach diesen Berechnungen 25,5 Prozent, Pommern 21 Prozent mehr Einnahmen erhalten.

Die neue Nordkirche werde die Struktur eines Rades haben, sagte Pommerns Bischof Hans-Jürgen Abromeit. Lübeck mit dem Kirchenamt und Sitz des Landesbischofs werde eine starke Achse sein. Darum herum würden die einzelnen Kirchenkreise so eigenständig arbeiten können, dass die örtlichen Traditionen bewahrt werden können. In Schwerin soll es eine Außenstelle des Kirchenamtes mit etwa zehn Mitarbeitern geben. Die drei Bischöfe für die Sprengel werden ihren Sitz in Schleswig, Hamburg und Greifswald haben.

Sollten die Synoden dem Vertrag im Frühjahr zustimmen, beginnt ein neu gegründeter Verband der drei Kirchen mit der Ausarbeitung einer Verfassung. Darüber soll dann am Reformationstag 2010 entschieden werden. Betriebsbedingte Kündigungen durch die Fusion zur Nordkirche seien vertraglich ausgeschlossen, sagte Oberkirchenrat Michael Ahme, Geschäftsführer der Arbeitsstelle Nordkirche.

Der Landesbischof oder die Landesbischöfin der neuen Nordkirche soll mit Beteiligung der östlichen Kirchenkreise gewählt werden. Die nordelbische Kirche wird erst einmal in einem Jahr ihren Landesbischof mit Sitz in Kiel wählen. Bei Gründung der Nordkirche wird er oder sie sich dann erneut der Gesamtsynode zur Wahl stellen, in der auch die Synodalen aus Mecklenburg und Pommern vertreten sein werden. Dienstsitz wird dann Lübeck sein. Mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern wäre die Nordkirche eine der größten Landeskirchen in Deutschland.

11. Juli 2008