EKD-Auslandsbischof: Lage der Christen in China ambivalent

Tutzing (epd). Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, plädiert für einen genauen Blick auf die Situation der Religionen im Olympia-Land China. Angesichts anhaltender staatlicher Einflussnahme und langsam wachsender Freiräume sei die Situation der Christen "außerordentlich ambivalent", sagte Schindehütte am Samstag im Politischen Club der Evangelischen Akademie im bayerischen Tutzing.

Die EKD lehnt einen Olympia-Boykott ab. "Wir sehen die Chance auf eine Förderung des Öffnungsprozesses", sagte Schindehütte. Es bestehe kein Anlass, ein düsteres Bild von der Lage der Religionen in China zu zeichnen. "Es gibt keine Indizien für eine Christenverfolgung oder die Unterdrückung von Religion im allgemeinen", sagte Schindehütte.

Wegen der staatlichen Kontrolle existiere aber auch keine Religionsfreiheit im westlichen Sinn. So könnten Kirchen keine autonomen Entscheidungen treffen. Dennoch spreche die rasch wachsende offiziell registrierte protestantische Kirche in China von der besten Zeit, die evangelische Christen dort je hatten. Es würden neue Kirchen gebaut, neue Pfarrseminare und Bibeldruckereien eröffnet.

Offiziell gibt es 18 Millionen evangelische Christen in der kommunistisch regierten Volksrepublik. Seriöse Schätzungen reichen aber von 40 bis 60 Millionen. Evangelikale und charismatische Bewegungen weigern sich laut Schindehütte meist, ihre Kirchengebäude registrieren zu lassen. Die Folge seien Repressalien oder ein "Schwebezustand", wenn die Behörden die Aktivitäten für eine Weile duldeten.

Die chinesische Verfassung erkennt nur die fünf Religionen Katholizismus, Protestantismus, Buddhismus, Taoismus und den Islam an. Für Gemeinschaften wie orthodoxe Christen, Juden oder Anhänger der Falun-Gong-Bewegung gelte dies nicht, sagte Schindehütte. Die EKD setze sich aber für die Freiheit aller Religionen und Minderheiten, etwa der Tibeter, ein.

12. Juli 2008

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