Spaltung oder Heilung? - Lambeth-Konferenz tagt in Kent

Frankfurt a.M. (epd). Die an diesem Mittwoch in England beginnende Lambeth-Konferenz ist das Treffen der Erzbischöfe und Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft. Die anglikanische Kirche zählt weltweit rund 77 Millionen Christen in 160 Ländern. Die erste "Lambeth Conference" fand 1867 im Lambeth Palace statt, dem Sitz des Erzbischofs von Canterbury in London. Die Tagungen werden etwa alle zehn Jahre ausgerichtet. Die Konferenz tagt bis 3. August in der Universität von Kent in Canterbury.

Die Kirche von England ist Mutterkirche der anglikanischen Konfession mit autonom geführten Provinzen. Die Lambeth-Resolutionen der Bischöfe sind zwar nicht bindend, beanspruchen aber, richtungsweisend für anglikanische Christen zu sein.

Für Brisanz auf der diesjährigen Lambeth-Konferenz sorgt der Streit über die Frauenordination und der Umgang mit homosexuellen Menschen. Die Kirche von England votierte Anfang Juli für die Weihe von Frauen zu Bischöfen, allerdings kann der Beschluss offenbar nicht vor 2015 umgesetzt werden. Wegen den sich verschärfenden Differenzen zwischen konservativen und liberalen Anglikanern in diesen Fragen wird eine endgültige Spaltung der anglikanischen Weltkirche befürchtet.

Beobachter gehen davon aus, dass die Lambeth-Konferenz 2008 den Riss zwischen den Lagern innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft kaum zu heilen vermag. Es wird aber wohl auch nicht zum endgültigen Bruch kommen, auch wenn dieser Ökumeneexperten zufolge kaum abzuwenden ist. Wie tief die Spaltung in der anglikanischen Weltkirche inzwischen sei, werde dadurch deutlich, dass nur 650 von 800 eingeladenen Bischöfen an der Tagung teilnehmen wollen, berichtet die BBC. Vor allem anglikanische Bischöfe aus Ländern des "Südens" wollen das Treffen boykottieren.

Eine "Globale Anglikanische Zukunftskonferenz" in Jerusalem Ende Juni hatte eine Neuausrichtung der Kirche zum Ziel. Die große Mehrheit der konservativen Theologen war aus Drittweltstaaten angereist. Rund die Hälfte der aktiven Anglikaner weltweit stammen inzwischen aus Afrika. Die betont theologisch konservativen Kirchenführungen des Kontinents fühlen sich seit mehr als einem Jahrzehnt stark von der englischen Mutterkirche entfremdet. Auch Tausende westlicher Traditionalisten haben mit einem Übertritt etwa zur römisch-katholischen Kirche gedroht.

Zur Verschärfung der Situation hatte 2003 die Weihe des homosexuellen US-amerikanischen Bischofs Gene Robinson geführt. Welche Folgen eine Spaltung der anglikanischen Kirche haben könnte, bleibt allerdings unklar. So könnten konservative Anglikaner aus der Diözese eines liberalen Bischofs, zwar zur katholischen Kirche wechseln. Die meisten Anglikaner im Westen aber, interessiere der Streit nicht allzu sehr, schätzen Fachleute. Diese wären mit Bischöfen beiderlei Geschlechts zufrieden.

15. Juli 2008

Die Lambeth-Konferenz 2008

Die Anglikanische Gemeinschaft