Ordensschwester: EU soll irakische Flüchtlinge aufnehmen

Lage der Christen unverändert schlimm

Frankfurt a.M. (epd). Die EU soll nach Ansicht der Flüchtlingshelferin Hatune Dogan irakische Flüchtlinge aufnehmen. Denn trotz der "schönen Worte" des irakischen Ministerpräsidenten Nuri Al-Maliki bei seinem Deutschlandbesuch sei die Lage der verfolgten Christen unverändert schlimm, sagte die syrisch-orthodoxe Schwester in einem epd-Gespräch: "Die Christen geraten zwischen die Fronten der sich bekriegenden Muslime, sind schutzlos und werden täglich ermordet."

Besonders hart treffe es Frauen und Mädchen. "Sie werden entführt, vergewaltigt, und hinterher verstümmelt man ihnen noch die Gesichter", berichtete Dogan, die ein Hilfswerk leitet. Christliche Frauen seien zumeist "vogelfrei", sagte die Schwester des syrisch-orthodoxen Klosters St. Jakob von Sarug im westfälischen Warburg. Die aus der Türkei stammende Nonne gründete, insbesondere um den vergewaltigten Frauen zu helfen, eine eigene Stiftung.

Rund 2,2 Millionen Iraker sollen bereits in die Nachbarländer geflohen sein, vorwiegend nach Syrien und Jordanien. Doch auch in diesen islamischen Ländern müssten Christen um ihr Leben bangen, sagte die Schwester, die seit zwei Jahren regelmäßig in die Region reist. "Die EU muss die Vertriebenen aufnehmen", forderte Dogan. Darüber soll nach Aussage des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) Ende September erneut beraten werden.

Schätzungsweise leben noch 1,3 Millionen Christen im Irak. Sie sollten auch versuchen zu bleiben, um in ihrer Heimat ihre Kultur zu bewahren, erklärte Dogan. Der Westen müsste allerdings im nördlichen Irak eine "Schutzzone" einrichten. "Europa muss handeln", forderte die Nonne. Vorher könnten auch keine Vertriebenen zurückkehren, denn niemand könne ihre Sicherheit gewährleisten. "Alle haben Angst, morgen getötet zu werden."

12. August 2008