Erneut Aufnahme von irakischen Christen gefordert

Berlin (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Bundesregierung aufgefordert, bei der Entscheidung über die Aufnahme irakischer Christen in Deutschland nicht auf die EU zu warten. "Wer sich auf christliche und abendländische Traditionen beruft, darf dem Massen-Exodus der letzten 350.000 bis 400.000 Christen des Irak und der Zerstörung ihrer 2.000-jährigen Tradition und Kultur nicht tatenlos zusehen", erklärte Generalsekretär Tilman Zülch anlässlich der Übergabe von 7.000 Unterschriften an die Bundesregierung in Berlin.

Deutschland müsse den verfolgten Assyro-Chaldäern sofort Schutz anbieten, sagte Zülch. "Jedes Zögern kann Menschenleben kosten." Gleichzeitig forderte er die Bundesregierung zu sofortiger humanitärer Hilfe für die Christen auf, die in Syrien, Jordanien und im Libanon Schutz gesucht haben. Zudem sei Wiederaufbauhilfe im Süd- und Zentralirak notwendig. Die Christen im Irak bräuchten auch "politische Unterstützung beim Aufbau selbstverwalteter Strukturen, in denen sie die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen".

Die Christen seien zwischen die Fronten geraten und könnten sich nicht schützen, sagte Nahost-Referent Kamal Sido. Anders als Kurden oder Sunniten hätten die Christen im Irak keine eigene Verwaltung. Von den einst 1,4 Millionen Christen im Irak lebten dort heute nur noch rund 400.000.

Seit 2003 dokumentiert die Göttinger Gesellschaft die Verbrechen an den neuaramäisch-sprachigen Christen des Irak, die sich meist Assyro-Chaldäer nennen, in einer "Chronik des Schreckens". Demnach würden Christen im Irak "ermordet, gekreuzigt, enthauptet, vergewaltigt, zwangsislamisiert, gekidnappt oder verschwanden spurlos".


19.  August 2008