Bischof Huber befürwortet effizientere Energienutzung

Cottbus (epd). Bischof Wolfgang Huber hat sich für eine effizientere Nutzung vorhandener Energiequellen ausgesprochen. Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sei dies das vorrangige Ziel zur Lösung des Energieproblems, sagte der EKD-Ratsvorsitzende der "Lausitzer Rundschau" (Montagsausgabe). "Wo daneben erneuerbare Energien ausbaubar sind, sollte man das tun", fügte er hinzu.

Huber hatte sich am Samstag am Beispiel des Salzstocks Gorleben in Niedersachen über die Probleme der Endlagerung von Atommüll informiert. In Gorleben bündelten sich die mit der Nutzung der Atomkraft verbundenen Probleme in exemplarischer Weise, sagte der Bischof. Mit Hinweis auf die noch nicht gelöste Endlagerproblematik wandte sich Huber gegen längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. "Mit jeder Verlängerung einer Laufzeit von Atomkraftwerken steigt die Menge der radioaktiven Abfälle, die endgelagert werden müssen", argumentierte er.

Der weitere Abbau der Braunkohle sei nur dann zu vertreten, wenn dies mit einer überzeugenden Antwort auf die Frage des Klimawandels verbunden werde, sagte der Berliner Bischof. Nur wenn die neue Technologie zur Abscheidung von Kohlendioxid tatsächlich funktioniere, sei eine weitere Nutzung von Braunkohle zu verantworten.

25. August 2008


Das Interview im Wortlaut:

RUNDSCHAU-Interview mit Bischof Wolfgang Huber über Atomkraft und Braunkohle

"Effizientere Nutzung vorhandener Energiequellen ist Ziel"

Kaum eine Bewegung hat den Ausstieg aus der Atomenergie so intensiv gefordert wie die evangelische Kirche. Auf Kirchentagen und Synoden war die Abschaffung der Atomkraft schon ein Thema, als ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke gesellschaftlich noch völlig unumstritten war. Nun hat der EKD-Ratsvorsitzende, der Berliner Bischof Wolfgang Huber, das geplante Atommüll-Endlager Gorleben besucht. Die RUNDSCHAU sprach mit ihm darüber.

Bischof Huber, warum besucht ein Bischof das geplante Endlager in Gorleben?

In Gorleben bündeln sich die Probleme, die die Nutzung der Atomkraft mit sich bringt, in einer exemplarischen Weise, wie man sie an kaum einem anderen Ort erleben kann. Das gilt nicht nur für das Thema Endlagerung, sondern insgesamt für die Frage, wie man mit den Folgen der Atomenergie verantwortlich umgehen kann. Als Kirche tragen wir Verantwortung für die Bewahrung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen. Deswegen kann es uns nicht egal sein, wie es in der Energiepolitik weitergeht.

In der Politik mehren sich Stimmen, die ein Ende des Atomausstiegs fordern. Wie steht die evangelische Kirche dazu?

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich klar für einen Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Nach den Gesprächen, die ich in der Region geführt habe, möchte ich noch einmal hervorheben: Die Endlagerproblematik ist noch immer nicht überzeugend gelöst. Und mit jeder Verlängerung einer Laufzeit von Atomkraftwerken steigt die Menge der radioaktiven Abfälle, die endgelagert werden müssen. Bei den derzeit im Gespräch befindlichen Zeiträumen kann es sich um ein Wachstum um 40 bis 70 Prozent handeln. Derzeit sind wir offenkundig nicht in der Lage, diese Situation zu bewältigen.

Sehen Sie denn Alternativen zur Atomkraft?

Wir werden das Energieproblem ganz klar nur durch eine Bündelung verschiedener Maßnahmen lösen können. Für die EKD ist dabei eine effizientere Nutzung der vorhandenen Energiequellen das vorrangige Ziel. Wo daneben erneuerbare Energien ausbaubar sind, sollte man das tun – hier in Niedersachsen habe ich heute erlebt, dass auch die Biomasse zu einem wichtigen Energieträger wird.

Welche Rolle spielen aus kirchlicher Sicht dabei fossile Energieträger, wie etwa die Braunkohle, deren Abbau ja sowohl in der Lausitz als auch im Rheinland von der Kirche kritisch begleitet wird?

Ich habe auch hier in Gorleben darauf hingewiesen, dass nicht nur die Atomenergie, sondern auch die Nutzung der Braunkohle Probleme in sich birgt. Und wir sind uns in unserer Kirche darüber einig, dass ein weiterer Abbau der Braunkohle nur dann zu vertreten ist, wenn dies mit einer überzeugenden Antwort auf die Frage des Klimawandels verbunden wird. Nur wenn die neue Technologie zur CO 2 -Abscheidung tatsächlich funktioniert, lässt sich eine weitere Nutzung der Braunkohle verantworten. Und selbst dann würde sich an den Folgen des Abbaus der Kohle für die Menschen, deren Dörfer abgebaggert werden, nichts ändern.

Verhindert ein Atomausstieg möglicherweise einen Kohle ausstieg?

Eine Reduzierung der Debatte auf diese beiden Energieträger führt in die Irre. Aber für den Atomausstieg gelten in Deutschland derzeit andere Fristen als für einen eventuellen Kohleausstieg – nach meiner persönlichen Überzeugung zu Recht.

Mit WOLFGANG HUBER sprach Benjamin Lassiwe

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 25. August