"action 365" feiert 50-jähriges Bestehen

Von Doris Stickler (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Das Vorbild ist rund 2.000 Jahre alt: Menschen finden sich in kleinen Hausgemeinschaften zusammen, lesen täglich aus der Bibel und schöpfen daraus die Kraft für ihr soziales Handeln. Seit 1958 folgt die "action 365" diesem urchristlichen Prinzip. Am Samstag feiert die Bewegung in Frankfurt am Main ihr 50-jähriges Bestehen.

Ökumenisch ausgerichtet, zog die Aktion anfangs besonders die in sogenannten Mischehen liierten Frauen und Männer an. In jener Zeit, in der die Heirat zwischen Katholiken und Protestanten mehr als problematisch war, befreite sie viele Betroffene aus schwerer Gewissensnot. Bis heute postiert sich die Bewegung zwischen den Konfessionen und treibt ökumenische Partnerschaften voran - und das nicht nur im privaten Bereich.

Die inhaltliche Arbeit hat sich zu dem verschoben, was Verwaltungsleiterin Inge Müller die "dritte Ökumene" nennt. Der Schwerpunkt habe sich bereits in den 1980er Jahren auf den Dialog mit Juden und Muslimen verlagert. Gegenwärtig stehe die Begegnung mit Menschen ohne religiöse Bindung, aber mit Interesse am Glauben im Vordergrund. "Die weltoffenen und demokratischen Strukturen der Aktion locken viele an, die sich durch die herkömmlichen Formen kirchlichen Lebens nicht angesprochen fühlen", weiß Müller.

Zwei wichtige Säulen der Arbeit sind überdies die Partnerschaft mit indianischen Kleinbauern in Guatemala sowie geistige und materielle Hilfen für Menschen in Osteuropa. Die Aktion lädt jährlich Studenten aus Polen, Rumänien und der Tschechischen Republik zu Sommerschulen in ihre Frankfurter Zentrale ein und knüpft in diesen Ländern an einem Netzwerk von Wissenschaftlern und Pädagogen.

Was der Jesuitenpater Johannes Leppich (1915-1982) einst ins Leben rief, hat sich vor allem unter seinem Ordensbruder Wolfgang Tarara (1931-2001) zu einer Bewegung formiert, die sich den Herausforderungen einer veränderten Gesellschaft stellt. Das Stichwort lautet: "Mut zum Experiment".

Seit 1970 mit einem Führungsgremium versehen, in dem Protestanten und Katholiken paritätisch vertreten sind, reichen die Aktivitäten der rund 350 Aktionsteams in Deutschland, Österreich und in der Schweiz von der Hausaufgabenhilfe über die Kurseelsorge bis zum entwicklungspolitischen Engagement. Die Teams wählten ihre Ausrichtung selbst, erläutert Müller. In der jüngeren Generation schlössen sich häufig auch Einzelpersonen der Aktion an.

Der 1984 gegründete "Verlag der action 365 GmbH" vertreibt neben Büchern, Arbeitsmaterialien, Postern und Postkarten auch den gerecht gehandelten Kaffee der guatemaltekischen Genossenschaft "Fedeococagua" sowie die SOS-Plaketten und den Notfallpass. Ein Dauerbrenner ist der ökumenische Taschenkalender mit einem Bibelzitat für jeden Jahrestag.

1997 wurde die "Stiftung Haus der action 365" gegründet, um die bisherige Arbeit der Bewegung "zukunftsfest" zu machen, wie Müller betont. In ihr sollten auch weiterhin mit Wort und Tat all jene Menschen begleitet werden, die "auf der Suche nach einer religiös orientierten Lebensgestaltung sind". In einer pluralen Welt zeichneten sich klare Arbeitsaufträge ab: "der Dialog der Religionen und Kulturen, Partnerschaft und Bildungsarbeit in einem versöhnten Europa und moderne Formen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit".

26. August 2008

„Stiftung Haus der action 365“