Bahnhofsmissionen leisteten in 2007 fünf Million Mal Hilfe

Köln (epd). An die Bahnhofsmissionen in Deutschland wenden sich immer mehr Menschen mit psychischen Problemen. Zugleich bleibe die Zahl der Hilfesuchenden aus sozialen und anderen Gründen nahezu unverändert hoch, sagte Christian Bakemeier, Bundesgeschäftsführer der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission, am Dienstag in Köln. Die bundesweit 99 Einrichtungen leisteten im vergangenen Jahr mehr als fünf Millionen Mal Hilfe, 2,23 Millionen Menschen nahmen die Angebote in Anspruch. Im Jahr 2006 waren es knapp 2,3 Millionen gewesen.

Viele Menschen kamen laut Bakemeier, weil sie arbeitslos oder verschuldet waren, andere brauchten Hilfe beim Umsteigen oder ein seelsorgerliches Gespräch. Etwa 170.000 Menschen wandten sich 2007 mit psychischen Problemen an die Bahnhofsmissionen, nachdem es 2003 noch 155.000 waren. "Jede und jeder ist erst mal willkommen mit seinem persönlichen Anliegen", sagte der Bundesgeschäftsführer. Viele der Hilfesuchenden würden nach einem ersten Gespräch an Facheinrichtungen weitervermittelt.

Hauptziel der Arbeit an den Bahnhöfen sei, Schutz und Hilfe zu gewähren, sagte der Bundesvorsitzende der kirchlichen Bahnhofmission, Klaus Teschner. "Es geht darum, unkompliziert zu helfen, ohne immer zu fragen, wer zuständig ist", betonte der ehemalige Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. Durch das Engagement der 2.200 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter werden nach Teschners Worten soziale und seelsorgerliche Angebote verknüpft.

In Köln seien 2007 mehr als 44.000 Menschen betreut worden, erklärte der Leiter der örtlichen Bahnhofsmission, Reinhard Schwarz. Vor allem Menschen mit sozialen Problemen suchten demnach Hilfe. Darüber hinaus seien die Räume am Bahnsteig auch erste Zuflucht für Frauen, die vor häuslicher Gewalt fliehen. Der Leiter der Bahnhofsmission in der Domstadt betonte die große Rolle der freiwilligen Helfer: "Ohne Ehrenamtliche könnten wir diese Arbeit nicht leisten."

Einen starken Zuwachs verzeichnete die Bahnhofsmission beim Kinderbegleitprogramm "Kids on Tour". Im vergangenen Jahr seien bundesweit 3.770 Kinder auf ihren Zugfahrten von Mitarbeitern der Einrichtungen anstellte ihrer Angehöriger begleitet worden, sagte Roland Knüppel, Koordinator des Programms. Angesichts immer mehr getrennt lebender Eltern ermögliche "Kids on Tour" den Jungen und Mädchen, den Kontakt zu entfernt lebenden Eltern und Angehörigen aufrecht zu erhalten. Für dieses Jahr rechnet Knüppel mit etwa 5.000 begleiteten Kindern.

Die erste Bahnhofsmission öffnete 1894 in Berlin. Derzeit gibt es bundesweit 99 Einrichtungen, die hundertste soll laut Teschner in Kürze in Biberach eröffnet werden. Die einzelnen Missionen sind selbstständig und werden von verschiedenen Einrichtungen der evangelischen und katholischen Kirche getragen, die ihre Arbeit miteinander abstimmen. Die Bahnhofsmission sei die älteste ökumenische Einrichtung in Deutschland, sagte Teschner.

27. August 2008