Opposition in Bolivien besteht auf voller Autonomie für Provinzen

EKD-Auslandsbischof: Brücken für substanziellen Dialog spannen

Porto Alegre (epd). In Bolivien ist der Dialog zwischen der linksgerichteten Zentralregierung und den oppositionellen Gouverneuren der Tieflandprovinzen ins Stocken geraten. Nach Angaben der Tageszeitung "La Razón" vom Montag wurden die Verhandlungen in Cochabamba nach vier Tagen unterbrochen. Die Opposition wolle den Weg für ein Referendum über die neue Verfassung erst freimachen, wenn im Verfassungstext die "volle Autonomie der Provinzen" festgeschrieben sei, sagte Gouverneur Mario Cossío aus der Erdgasprovinz Tarija.

Daraufhin beschlossen Anhänger von Präsident Evo Morales, ihre Straßenblockaden um die Provinzhauptstadt Santa Cruz fortzusetzen. Kleinbauernsprecher Fidel Surco rief die Bevölkerung auf, durch Kundgebungen im ganzen Land die Demokratie, die Einheit Boliviens und die neue Verfassung zu verteidigen. Das Verfassungsreferendum muss vom Parlament einberufen werden, in dem die Regierung keine absolute Mehrheit hat.

Unterdessen warben Vertreter südamerikanischer und deutscher Kirchen nach Angaben des Evangelischen Entwicklungsdienstes um Versöhnung und Ausgleich. "Es ist von herausragender Wichtigkeit, dass nun die Brücken für einen substanziellen Dialog gespannt werden, der allein zu einem dauerhaften friedlichen Zusammenleben aller Bevölkerungsteile Boliviens in gerechter Teilhabe führen kann", sagte Martin Schindehütte, Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bischof Julio Murray, Präsident des Lateinamerikanischen Kirchenrates, forderte offene und ernsthafte Verhandlungen, um das politische Patt in Bolivien zu überwinden.

Morales ist seit 2006 der erste indianische Staatschef in der Geschichte Boliviens. Sein Versuch, den Reichtum des Landes zugunsten der indianischen Bevölkerungsmehrheit umzuverteilen, stößt bei der weißen Oberschicht im Tiefland auf erbitterten Widerstand. Nach blutigen Unruhen wurden die Verhandlungen in der vergangenen Woche aufgenommen, nachdem sich sämtliche Regierungen Südamerikas hinter Morales gestellt hatten.

23. September 2008

Weitere Information: „Bolivien: Hoffnung auf friedliche Konfliktlösung und Dialog“