EKD-Ratsvorsitzender: Pfarrer müssen Lehrer des Glaubens sein

Speyer (epd). Als wichtigsten Beitrag der Kirchen zur Werteorientierung der Gesellschaft hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, das Beten bezeichnet. Aufgabe evangelischer Pfarrer sei es, vor allem "Lehrer des Betens" zu sein, sagte Huber am Dienstag beim 70. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Speyer. Rund 700 evangelische Pfarrer diskutieren bei der Veranstaltung bis Mittwoch über das Thema Werte.

In der Gesellschaft gebe es seit einigen Jahren eine positive Grundstimmung gegenüber religiösen Fragen, sagte der Ratsvorsitzende. Die Kirchen müssten das neu erwachte Interesse der Menschen an der Religion nutzen und ihnen Glaubenshilfe leisten. Dabei müssten sie ihr eigenes christliches Profil bewahren und sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen, die Verkündigung, Mission, Seelsorge und Bildung.

Die Kirche dürfe sich nicht darauf beschränken, der Gesellschaft nur Wertorientierung zu geben. "Die Kirche ist keine Bundesagentur für Werte", sagte Huber. Ihr ureigenster Auftrag sei es vielmehr, die göttliche Botschaft zu verkünden. Um die christliche Tradition der Gesellschaft zu bewahren, komme der religiösen Erziehung von Kindern eine zentrale Bedeutung zu. Als "Goldene Regel" für Pfarrerinnen und Pfarrer gelte, dass sie Kinder und Erwachsene das Beten lehrten.

Das Beten sei die wichtigste Quelle der gesellschaftlichen Wertebildung und stärke die Menschen. "Wer betet, weiß sich Gott und den Menschen gegenüber verantwortlich", sagte Huber. Die Gesellschaft werde sich nur nachhaltig entwickeln, wenn sie ihre Kraft aus dem Gottesglauben beziehe. Nur der Mensch, der in einer Beziehung zu Gott lebe, werde sorgsam mit der ihm anvertrauten Schöpfung umgehen.

Christen müssten selbstbewusst in der Gesellschaft handeln und erkennbar sein, forderte der Ratsvorsitzende. Dazu sei eine Selbstbesinnung der Kirchengemeinden und auch der Pfarrerschaft auf "die Blumen im eigenen Garten" nötig. Nur wenn die Kirche ihre eigene Tradition wertschätze, werde sie auf dem Markt der religiösen Sinnangebote überleben. Konkurrenzlos sei sie mit ihrer radikalen Ethik der Nächstenliebe.

Der Bischof bekannte sich zur kirchlichen Strukturreform und mahnte zugleich, die Landeskirchen müssten die Pfarrerinnen und Pfarrer bei ihrer zunehmend schwierigeren Arbeit besser unterstützen. Dem Pfarrerverband gehören 22 Einzelvereine mit rund 21.000 Pfarrern an.

23. September 2008