Kirchliche Fundraiser bemühen sich stärker um Großspender

Bundesweite Fachtagung in Hannover

Hannover (epd). Die Kirche muss nach Ansicht der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann auch das Fundraising als Finanzierungsquelle nutzen. Um alle Aufgaben wahrnehmen zu können, sei eine kombinierte Finanzierung durch Kirchensteuern, Spenden, Stiftungen oder Sponsoring notwendig, sagte Käßmann am Donnerstag bei der Eröffnung der "kollekta 2008" in Hannover. Zu der bundesweit wichtigsten Fachtagung zum Fundraising in der Kirche waren rund 200 haupt- und ehrenamtliche Spendensammler aus Kirche, Diakonie und Caritas gekommen.

Die Bischöfin sprach sich für eine inhaltliche Klärung des Begriffs aus. Nötig sei eine christlich verantwortete Ethik des Gebens, Nehmens und des Weitergebens. Dies sei klassisches Fundraising. Ohne eine solche Ethik komme das Fundraising nicht aus der Ecke des Lückenbüßers heraus: "Es wird immer unter dem Vorwurf leiden, allein die zurückgehenden Kirchensteuer-Mittel kompensieren zu sollen."

Der Fundraising-Beauftragte der hannoverschen Landeskirche, Pastor Paul Dalby, sagte dem epd, kirchliche Fundraising-Experten wollten künftig verstärkt Großspender in den Blick nehmen. Es gebe Menschen, die bereit seien, größere Summen von bis zu 50.000 Euro zu geben. Die Kirche genieße bei diesen möglichen Spendern als bewährte Organisation mit klaren Haushaltsregeln einen Vertrauensvorschuss: "Die Türen sind nicht verschlossen, aber wir müssen anklopfen."

In den angelsächsischen Ländern seien die Fundraiser im Umgang mit Großspendern schon wesentlich weiter, sagte Dalby. In den deutschen Kirchen gebe es bisher vereinzelt Großspenden, vor allem Erbschaften an Stiftungen. "Wer einen größeren Betrag spendet oder eine Erbschaft in Aussicht stellt, möchte anerkannt und wertgeschätzt werden", sagte Dalby. Er erwarte Transparenz und Informationen darüber, wofür das Geld verwendet werde.

In der Kirche müsse allerdings das Spenden-Marketing strikt von der Seelsorge getrennt werden. Auch eine große Spende begründe keinen Anspruch auf eine Dienstleistung, sagte Dalby: "Seelsorge ist nicht käuflich, wir machen uns nicht abhängig." Kirchliche Spendensammler müssten sensibel dafür sein, wann Fundraising in Seelsorge übergehe, und dann entweder das eine oder das andere in andere Hände legen: "Wir dürfen nicht in den Geruch kommen, dass hier etwas vermischt wird."

Laut Dalby können bis zu 30 Prozent des Haushalts einer Kirchengemeinde durch gutes Spenden-Marketing abgedeckt werden: "Die Voraussetzung ist eine gute Gemeindearbeit." In der hannoverschen Landeskirche hätten 80 Prozent der 57 Kirchenkreise einen Fundraising-Beauftragten