EKD tief besorgt über fehlende Religionsfreiheit im Iran

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist tief besorgt über die Einschränkungen der Religionsfreiheit im Iran. Ein neues iranisches Gesetzes, das die Abkehr vom Islam unter Androhung der Todesstrafe verbietet, sei vollkommen inakzeptabel, sagte der Auslandsbischof Martin Schindehütte am Donnerstag in Hannover. Das vom Parlament Anfang September beschlossene Gesetz, das noch vom sogenannten Wächterrat bestätigt werden muss, bedeute eine "fundamentale Verletzung der Menschenrechte".

Schindehütte verwies darauf, dass bereits zuvor Anhänger der religiösen Gemeinschaft der Bahai Übergriffen und Verfolgung seitens der iranischen Behörden ausgesetzt waren. Auch gegen Muslime, die zum Christentum übergetreten waren, gab es Repressalien. "Dies lässt nach einer endgültigen Verabschiedung des Apostasiegesetzes nur noch Schlimmeres erwarten", äußerte der Auslandsbischof.

Eine derart diskriminierende Gesetzgebung berge die Gefahr, dass nicht nur staatliche Organe im Iran gegen Konvertiten vorgehen. Damit werde eine Atmosphäre der Herabwürdigung gefördert, in der sich auch Privatpersonen und religiöse Gruppen zu Übergriffen und Gewalttaten berechtigt fühlen könnten, sagte der EKD-Bischof.

"Dass eine Religionsgemeinschaft ihre eigene Identität profilieren will, ist nachvollziehbar", sagte Schindehütte. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass die Glaubensfreiheit anderer derart massiv beschnitten werde. Der Auslandsbischof warnte, dass der Iran sich immer mehr aus der internationalen Gemeinschaft und den allgemeinen Grundsätzen hinausbewege.

Die aktuelle Entwicklung bleibt Schindehütte zufolge nicht ohne Folgen für die Konsultationen der EKD mit schiitischen Religionsvertretern aus dem Iran. Für das nächste Treffen Mitte Oktober könne es "nur ein Thema geben: die Religionsfreiheit und die Menschenrechte", sagte der Bischof. Er fügte hinzu: "Nun müssen unsere iranischen Gesprächspartner erklären, wofür sie stehen."

25. September 2008