Hilfe für Menschen ohne Papiere - Landeskirche richtet Notfallfonds ein

Hannover (epd). Mit einem Notfallfonds setzt sich die hannoversche Landeskirche für Menschen ohne Aufenthaltspapiere ein. "Es ist Christenpflicht, jedem Menschen beizustehen, auch wenn er keine angemessenen Papiere hat", sagte die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann am Dienstag bei der Eröffnung der Ausstellung "Leben im Verborgenen" in Hannover. Zugleich forderte sie Straffreiheit für diejenigen, die humanitäre Hilfe für Menschen ohne Pass und Papiere leisten.

Nach Schätzungen leben 500.000 bis eine Million Menschen illegal in Deutschland. Der kirchliche Notfallfonds wurde zunächst mit 10.000 Euro ausgestattet. Käßmann forderte zudem Ausnahmen von der Meldepflicht, wenn Kinder von Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus die Schule oder den Kindergarten besuchen wollten. "Wir wünschen uns, dass die Politik darauf eingeht um der Menschlichkeit willen", sagte die Landesbischöfin.

Ausländer in Deutschland könnten rasch in die Illegalität geraten, wenn ihr Asylbegehren abgelehnt werde, ihr Visum als Au-Pair-Mädchen abgelaufen sei oder die Genehmigung für einen Besuchsaufenthalt nicht verlängert werde, sagte der hannoversche Diakonie-Direktor Manfred Schwetje: "Wir wollen ihnen eine Art Erste Hilfe bieten." Aus dem in Hannover angesiedelten Fonds können Betroffene in Not etwa Hilfen für medizinische Versorgung, Nahrungsmittel oder Kleidung bekommen. Das Geld stammt aus landeskirchlichen Mitteln.

Die Ausstellung soll bis 2009 zunächst in Niedersachsen und dann bundesweit zu sehen sein. Der Journalist Markus Götte hat dafür 25 Menschen anonym befragt: darunter eine Altenpflegerin aus Georgien, einen Koch aus der Türkei und eine Küchenhilfe aus Nigeria. Seine Interview-Partner wüssten zum Teil nicht, wo sie am Abend schlafen könnten und woher sie am nächsten Tag das Geld für Essen bekämen, berichtete Götte. Viele trauten sich nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen.

30. September 2008

EKD-Orientierungshilfe "Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere"