Bischöfin Käßmann: Deutsche sollen dankbarer werden

H a n n o v e r (idea) – Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann ermuntert die Deutschen, eine „bessere Kultur der Dankbarkeit“ zu entwickeln. Aus Anlass des „Tags der deutschen Einheit“ am 3. Oktober sagte sie gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, sie verstehe manche Beschwernis der Menschen in Ostdeutschland, aber es sollte keine „Selbstverliebtheit ins Klagen“ geben.

Zum Klingen gebracht werde die Dankbarkeit zum Beispiel durch das Gesangbuchlied „Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen“. Mit der Wiedervereinigung vor 18 Jahren ist laut Käßmann eine der größten Hoffnungen der Deutschen in Erfüllung gegangen - „ein Land ohne Mauern in Freiheit demokratisch gestalten zu können“. Die evangelische Kirche habe daran großen Anteil. Zum einen habe sie auch in der Zeit der Teilung immer den Kontakt über die innerdeutsche Grenze gehalten und gestaltet, zum anderen habe sie durch ihren Ruf „Keine Gewalt“ die Friedliche Revolution in der DDR ermöglicht. Die Montagsdemonstrationen seien von der Leipziger Nikolaikirche ausgegangen. Dabei habe sich die lutherische Überzeugung von der Freiheit weltlich umgesetzt. Käßmann: „Das ist den Christen zu danken, die in der DDR mutig für Demokratie eingetreten sind.“

Kein Lamento

Die Bischöfin hält nichts von Lamento-Gesängen wie „Deutschland ist atheistischer geworden“. Zwei Drittel aller 82 Millionen Einwohner gehörten Kirchen an. Diese hätten auf die grundlegenden Fragen – woher komme ich, wohin gehe ich, woran orientiere ich mich in meinem Leben – eine klare Antwort, nämlich Jesus Christus als Weg, Wahrheit und Leben. Sie erlebe eine Aufbruchstimmung in der Kirche und habe den Eindruck, dass sich viele Kirchenmitglieder inzwischen selbstbewusst zu ihrem Glauben bekennen.

Bibel und Zeitung lesen

Im Blick auf die Lutherdekade bis zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 komme es darauf an, den reformatorischen Grundgedanken neu unter die Menschen zu bringen: „Lest selbst nach, bildet euch, klärt eure Gewissensfragen - mit der Bibel in der einen und der Zeitung in der anderen Hand.“ Die Ermutigung, das Gewissen zu schärfen und vom Glauben her die Welt zu gestalten, sei ein wesentlicher Beitrag, den die lutherische Kirche in die weltweiter Ökumene einbringe.

02. Oktober 2008