Evangelische Kirche besorgt über Gewalt gegen Christen in Indien

Hannover (epd). Martin Schindehütte, Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat sich besorgt über die anhaltenden Ausschreitungen gegen Christen in Indien geäußert. Besonders beunruhigend seien die jüngsten Vorkommnisse im Nordosten Indiens, sagte Schindehütte nach einem Gespräch mit Pran R. Parichha, dem Präsidenten des Gesamtindischen Christenrates, am Donnerstag in Hannover.

Pran Parichha wies auf die Notwendigkeit hin, eine größere internationale Öffentlichkeit auf die prekäre Lage der Christen in dem indischen Bundesstaat Orissa aufmerksam zu machen. Er erhoffe sich davon auch, dass die indische Zentralregierung entschlossener gegen die antichristlichen Unruhen vorgehe und dem Grundrecht auf freie Religionsausübung zur Geltung verhelfe.

In Orissa, das oft als das "Armenhaus" Indiens bezeichnet wird, kam es Berichten zufolge in den vergangenen Monaten mehrfach zu Gewalttaten gegen Christen. Als Auslöser gilt die Ermordung eines 80-jährigen Hindu-Führers und mehrerer seiner Anhänger durch bisher unbekannte Täter am 23. August. Die Bluttat wurde von radikalen Hindu-Organisationen der christlichen Minderheit angelastet, die in Indien nur etwa 2,3 Prozent der Gesamtbevölkerung stellt.

Die Mehrheit der Christen im Bundesstaat Orissa besteht aus benachteiligten Ureinwohnern und Angehörigen der untersten Kasten. Bei zahlreichen Übergriffen seien christliche Schulen, Kirchen, Wohnhäuser und Hütten zerstört worden. Evangelische und katholische Geistliche seien auf offener Straße verprügelt worden. Es habe etliche Todesfälle gegeben, berichteten das Nordelbische Missionszentrum in Hamburg und das Missionswerk "Inter Mission". Konkrete Informationen liegen von der Evangelisch-Lutherischen Jeypore Kirche vor, die enge Beziehungen zur Lutherischen Kirche in Nordelbien pflegt. Bischof Anam Chandra Khosla, der die Kirche leitet, appellierte an die deutsche Partnerkirche, für die Christen in Indien zu beten. Viele seiner 85.000 Mitglieder zählenden Kirche hätten in den Wäldern und in Notunterkünften Zuflucht gesucht. Die Menschen lebten in großer Angst und fürchteten sich, in ihre Dörfer zurückzukehren.

10. Oktober 2008