So viel Dialog war nie - Muslimisch-christliche Begegnungen auf zahlreichen Ebenen

Frankfurt a.M. (epd). Wenn am Montag Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und muslimischer Verbände zu ihrem jährlichen Spitzengespräch zusammentreffen, führen sie einen christlich-muslimischen Dialog fort, der in den vergangenen Jahren auf vielen Ebenen stark zugenommen hat.

Auslöser für das Dialogbedürfnis waren unter anderem der Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed und die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. von 2006. Darin hatte das Kirchenoberhaupt islamkritische Zitate verwendet und damit Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Vor einem Jahr hatten 138 Islamgelehrte sich mit einem Schreiben an den Papst und andere christlichen Repräsentanten gewandt und zu Dialog und gemeinsamer Friedensarbeit aufgerufen.

Papst Benedikt lud die Gelehrten daraufhin zu Gesprächen in den Vatikan ein. Im Frühjahr wurde bereits ein Katholisch-Islamisches Forum gebildet, es soll im November in Rom je 24 Vertreter beider Religionen zu einer Konferenz zusammenbringen. Bei aller Dialogbereitschaft bleiben die Grenzen jedoch klar gesteckt. So hat die katholische Deutsche Bischofskonferenz in einer im September erschienenen Handreichung gemeinsame Gebetsfeiern mit Muslimen abgelehnt. In den christlich-islamischen Dialog könne aber das "Gebet in Gegenwart des anderen" einbezogen werden, heißt es in dem Papier.

Anlässlich des ersten Jahrestags des Briefs der 138 beschrieb der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, Islam und Christentum als so grundsätzlich verschieden, dass sie einander immer noch nicht richtig verstehen könnten. Muslime und Christen könnten sich jedoch auf die Gebote der Gottes- und Nächstenliebe einigen, sagte Williams bei einer Dialog-Konferenz in Cambridge Mitte Oktober. Dort wurde die Einrichtung eines Netzwerks akademischer Einrichtungen vereinbart, um die gemeinsamen Werte in Islam und Christentum zu stärken.

Diese Werte standen auch bei der Weltkonferenz für interreligiösen Dialog im Juli in Madrid im Vordergrund. Dorthin hatte die Muslimische Weltliga auf Betreiben des saudiarabischen Königs Abdullah neben christlichen Repräsentanten auch Vertreter des Judentums, Buddhismus und Hinduismus eingeladen und damit eine viel beachtete Offenheit bezeugt.

Auf einer christlich-muslimischen Europa-Konferenz soll in der nächsten Woche im belgischen Mechelen der Frage nachgegangen werden, welche Rolle die Religionen in säkularisierten Gesellschaften haben und wie sich Christen und Muslime wechselseitig wahrnehmen. Veranstalter des dreitägigen Treffens sind der Ökumene-Dachverband "Konferenz Europäischer Kirchen" und der Rat der europäischen katholischen Bischofskonferenzen.

Bereits zuvor beraten 50 Kirchenvertreter von Weltkirchenrat, Evangelischer Allianz und katholischer Kirche bei einer Konsultation bei Genf über eine Intensivierung des interreligiösen Dialogs. Auch dieser Dialogstrang bezieht sich auf den Brief der 138 Islamgelehrten.

Inhaltlich bleibt für den muslimisch-christlichen Dialog die Frage nach Absolutheitsanspruch und Missionsverständnis der Religionen zentral. Evangelische Kirchen und Islam-Verbände in Hessen veröffentlichten dazu im August eine gemeinsame Erklärung, in der das Recht auf Religionswechsel für Muslime wie Christen bekräftigt wurde. Darin heißt es: "Wir lehnen eine Mission und ein Umwerben ab, die den Religionswechsel durch Gewalt oder Manipulation zu erreichen versuchen."

Weiterhin für Diskussion sorgt die Handreichung der EKD zu Christen und Muslimen in Deutschland, die im November 2006 unter dem Titel "Klarheit und gute Nachbarschaft" erschienen ist. Muslimische und christliche Vertreter hatten kritisiert, dass der Text Muslime nicht als gleichberechtigte Partner behandele und erneut einen Missionsanspruch erhebe.

17. Oktober 2008

EKD-Pressemitteilung zum christlich-muslimischen Dialog