Bischof Huber und CDU-Politiker Röttgen rügen Bankenchef Ackermann

Berlin (epd). Bischof Wolfgang Huber hat die Politik für ihre Reaktion auf die Finanzmarktkrise gelobt. "Hut ab vor der Politik", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntagabend in der ARD-Talkrunde "Anne Will". Das staatliche Hilfsprogramm für die Banken zur Stabilisierung der Wirtschaft sei im Interesse von Kindergärtnerinnen und Stahlarbeitern. "Wenn es jetzt nicht gelingt, die Politikbeschimpfung hinter uns zu lassen, machen wir Fehler", mahnte Huber.

Huber übte wie der CDU-Politiker Norbert Röttgen massive Kritik am Verhalten von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Dass der Bankenchef in einem "Katastrophenjahr" mit Erfolgszahlungen rechne, halt er für ganz verkehrt, auch wenn er diese anderen Mitarbeitern weiterreichen wolle. Der Bonus von Ackermann müsste zur Behebung der Bankenkrise zur Verfügung gestellt werden. "Das ist die einzige Adresse, die ich akzeptieren würde", sagte Huber.

Der CDU-Politiker Röttgen sagte, Ackermann sei seiner Verantwortung für das Gemeinwohl nicht gerecht geworden. Der Verzicht auf Boni sei ein "Hohn". Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion warf den Bankmanagern vor, ihre Verantwortung für die Finanzkrise und Fehler nicht aufzuarbeiten. Es fehle an moralischer Bindung. Konsequent wäre es gewesen, wenn die Banken ihr Bonussystem in den Mülleimer geworfen hätten: "Es hat sich erledigt und Risiken erzeugt."

Huber verglich die Finanzkrise, die dadurch entstanden sei, dass wenige Menschen kurzfristig nach maximalem Profit strebten, mit dem biblischen "Tanz um das goldene Kalb". Eine Vergötzung des Geldes führe in die Katastrophe, warnte Huber.

Der Berliner Bischof verlangte, dass wirtschaftlich Stärkere mehr Sensibilität für soziale Gerechtigkeit zeigen: "Wem viel gegeben ist, von dem muss man viel fordern." Auch die Wirtschaftselite müsse öffentliche Tugenden praktizieren. Alle Manager von im deutsche Aktienindex DAX notierten Unternehmen müssten zur Offenlegung ihrer Einkünfte verpflichtet werden.

20. Oktober 2008