Bischof Huber: Banken haben Vertrauen der Menschen verspielt

Minden (epd). In der Finanzkrise haben die Banken nach Ansicht von Bischof Wolfgang Huber das Vertrauen der Menschen als "höchsten Wert der Wirtschaft" weitgehend verspielt. Das "globale Desaster" sei die Folge von Gier und eines "Lebens auf Pump", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstagabend bei einem Forum über christliche Werte in Minden. Huber erneuerte die Warnung der EKD-Unternehmer-Denkschrift vor einem an kurzfristiger Rendite orientierten Verhalten.

Staatliche Maßnahmen sollten den Wert des Vertrauens wieder herstellen, sagte Huber. Gefragt seien allerdings auch die Banken. Auch Unternehmer und Manager seien Vorbilder bei der Vermittlung von Werten. Dazu gehöre neben fachlicher Kompetenz auch ein klares Ethos. "Warum machen Banker nicht deutlich, dass sie Sensibilität für das Problem der Armut in unserer Gesellschaft haben?", fragte Huber.

Zugleich warnte der EKD-Ratsvorsitzende vor einer allgemeinen "Wirtschaftsschelte". Wo mittelständische Inhaberfamilien starke Bezüge zu ihrer Region hätten und oft auch in die Weitergabe religiöser Traditionen eingebettet seien, wirke sich das positiv aus auf ihre Bereitschaft, persönliche Verantwortung für das Gemeinwesen und für die Mitarbeiter zu übernehmen.

Bischof Huber äußerte sich auch zur Würde am Beginn und am Ende des menschlichen Lebens. Es sei schwer zu verstehen, dass die große Koalition immer noch keine Antwort auf den "Skandal legalisierter Spätabtreibung" gefunden habe. Huber wandte sich gegen Bestrebungen, auf juristischem Wege das Verbot aktiver Sterbehilfe zu kippen: "Beihilfe zum Suizid und Tötung auf Verlangen können aus Gründen des christlichen Glaubens nicht akzeptiert werden."

22. Oktober 2008