Experten: Europäer werden religiöser

Brüssel (epd). In weiten Teilen Europas ist nach Einschätzung von Experten eine Rückbesinnung auf christliche Wurzeln zu beobachten. "Über Religion wird wieder öffentlich geredet", sagte die Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, am Montagabend in Brüssel. Der belgische Kirchenrecht-Professor Rik Torfs erläuterte, eines der wichtigsten Motive sei die Suche nach Identität. Dies habe unter anderem mit der wachsenden Zahl muslimischer Mitbürger zu tun.

Die Rückkehr der Religion lasse sich an vielen Beispielen festmachen, erklärte Bahr im Rahmen einer Podiumsdiskussion der EKD über "Religionspolitische Herausforderungen". So sei es etwa heute möglich, Geschichten aus dem Alten Testament auf Theaterbühnen zu bringen. Umgekehrt hätten bildende Künstler Lust, sich in den sakralen Raum zu begeben. Sie verwies auf das Kirchenfenster, das der Maler Gerhard Richter für den Kölner Dom gestaltet hat.

In Städten wie Berlin seien konfessionelle Schulen im Kommen, fügte sie an. Torfs sagte, die Menschen seien auch in der Vergangenheit "nicht nicht-religiös" gewesen. Im Zuge der allgemeinen Emanzipation hätten sie sich aber von "organisierter Religion" distanziert. Religion dürfe nun nicht erneut von Theologen monopolisiert werden. Jedermann solle sich in die Debatte einbringen können, verlangte Torfs, der in Belgien durch zahlreiche Kolumnen und Fernsehauftritte bekannt ist.

28. Oktober 2008