Theologieprofessor kontert Kampagne gegen Unternehmer-Denkschrift

Frankfurt a.M. (epd). Der evangelische Theologieprofessor Heinrich Bedford-Strohm hat Kritikern der Unternehmer-Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) widersprochen. Der Aufruf zur Rücknahme des EKD-Dokumentes zeichne ein "Zerrbild", schreibt der Theologe in einem Beitrag, der in der Zeitschrift "Publik Forum" erscheinen wird. In dem Appell "Frieden mit dem Kapital?" werde der unzutreffende Eindruck erweckt, als mache sich die evangelische Kirche zur "Speerspitze einer neoliberalen Wirtschaftsideologie".

Bedford-Strohm, der an der Universität Bamberg systematische Theologie lehrt, ist Mitglied der EKD-Kammer für soziale Ordnung. Dieses Beratungsgremium hatte die Denkschrift "Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive" formuliert. Eine Gruppe von Theologen und Ökonomen startete vor wenige Tagen eine Kampagne, die auf einen Widerruf der Denkschrift zielt. Mit einer Unterschriftensammlung in den nächsten Monaten sollen die EKD-Verantwortlichen dazu gebracht werden, ihre Anpassung an die "herrschenden Mächte" in Wirtschaft und Politik aufzugeben.

In der Denkschrift werde die Ideologie des "freien Marktes als Allheilmittel" zurückgewiesen, argumentiert Bedford-Strohm. Er fügt hinzu: "Der Denkschrift zu unterstellen, sie vertrete ein neoliberales Modell, das Regeln ablehne, ist absurd." Wenn die von der EKD empfohlenen Regulierungen schon Wirklichkeit wären, hätte es die weltweite Finanzmarktkrise nicht gegeben. Ziel der Denkschrift sei es, Hilfestellung in der ethischen Reflexion unternehmerischen Handelns zu geben, schreibt Bedford-Strohm.

30. Oktober 2008

Der Beitrag von Heinrich Bedford-Strohm im Wortlaut