EKD-Synode berät in Bremen über Klimawandel

Frankfurt a.M./Bremen (epd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berät vom 2. bis 5. November in Bremen über den Klimawandel. Das Schwerpunktthema der Tagung des Kirchenparlaments lautet "Klimawandel - Wasserwandel - Lebenswandel". Unmittelbar vor der Synode warnte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber davor, die Anstrengungen zum Klimaschutz wegen der Finanzmarktkrise zu vernachlässigen. "Die ökonomische Krise darf unsere Verantwortung für die Lebensbedingungen künftiger Generationen nicht außer Kraft setzen", sagte der Berliner Bischof in einem epd-Gespräch.

Die 120 Mitglieder der Synode treffen sich zur letzten Tagung in dieser Legislaturperiode. Die Synodentagung wird am 2. November mit einem Gottesdienst im St. Petri-Dom eröffnet. Die Predigt hält der leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms. Anschließend nimmt der Ratsvorsitzende Huber in seinem Bericht zu aktuellen Fragen Stellung. Als Vertreter der Bundesregierung wird Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei der Synode erwartet. Geleitet wird das Kirchenparlament von Präses Barbara Rinke, die hauptberuflich Oberbürgermeisterin der Stadt Nordhausen ist.

Das international vereinbarte Klimaschutz-Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, erfordere große Anstrengungen von der Staatengemeinschaft, sagte Bischof Huber. Sparsamerer und effizienterer Energieeinsatz müsse zudem Maxime für jeden Einzelnen sein. Von den Folgen der weltweiten Erderwärmung sind Huber zufolge die Länder der Dritten Welt wesentlich stärker betroffen als die Industrieländer. "Wir können nicht zulassen, dass der Klimawandel zur Verschärfung der Gegensätze zwischen Nord und Süd führt." Am Schlüsselthema Klima müsse sich zeigen, was gerechte und nachhaltige Entwicklung bedeute.

Der Synode liegt auch der EKD-Haushaltsplan 2009 vor. Dieser sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 171 Millionen Euro vor und ist damit gegenüber dem Vorjahr unverändert. Zum Abschluss ihrer diesjährigen Tagung wird die Synode eine "Kundgebung" zum Schwerpunktthema verabschieden. Die neue EKD-Synode kommt erstmals im Mai 2009 in Würzburg zusammen.

31. Oktober 2008

Berichterstattung über die EKD-Synode


Die Evangelische Kirche stellt sich den Zukunftsfragen

EKD-Synode befasst sich mit Klimawandel - Wechsel in Landeskirchen -

Von Rainer Clos (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die großen ökologischen Zukunfts- und Überlebensfragen stehen auf der Tagesordnung, wenn die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 2. bis 5. November in Bremen zusammenkommt. "Klimawandel - Wasserwandel - Lebenswandel" beschäftigt als Schwerpunktthema die 120 Mitglieder des Kirchenparlaments, das sich zu seiner letzten Tagung in der laufenden Legislaturperiode versammelt.

Der alarmierende Klimawandel hat aus Sicht der Kirche in zentraler Weise mit Gerechtigkeit und mit der Verantwortung für die Schöpfung zu tun. Umweltthemen sind keine neue Entdeckung der evangelischen Kirche. Der Einsatz für die Schöpfung gehörte mit Frieden und Gerechtigkeit zu den Triebfedern des weltweiten Konziliaren Prozesses aus den 80er Jahren.

Auch die aktuelle Finanzmarktkrise dürfte in der Synode zur Sprache kommen. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber bezog zu den globalen Verwerfungen und deren Folgen klar Position. In der ARD-Talkrunde "Anne Will" rügte er ohne Schonung das Verhalten von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Dass dieser in einem "Katastrophenjahr" mit Erfolgszahlungen rechne, halte er für ganz verkehrt, auch wenn Ackermann diese anderen Mitarbeitern weiterreichen wolle. Der Bonus von Ackermann müsste zur Behebung der Bankenkrise eingesetzt werden, forderte Huber.

Das "globale Desaster" sei die Folge von Gier und eines "Lebens auf Pump", urteilt der oberste Repräsentant der mehr als 25 Millionen evangelischen Christen. Dass die Banken in der Finanzkrise das Vertrauen der Menschen als "höchsten Wert der Wirtschaft" weitgehend verspielt haben, macht ihm Sorge.

Für Gesprächsstoff könnte eine Kampagne von einzelnen Theologen und Ökonomen gegen die Unternehmer-Denkschrift der EKD sorgen. Der Aufruf, dessen kirchenpolitische Stoßrichtung die Autoren nicht verhehlen, wirft die Systemfrage auf. Die EKD müsse ihre Anpassung an die "herrschenden Kräfte" von Wirtschaft und Politik aufgeben, von neoliberalem Kapitalismus statt von sozialer Marktwirtschaft sprechen. Die Gruppierung fordert einen Widerruf des Dokuments "Unternehmerisches Handeln aus evangelischer Perspektive".

Auch das Dauerthema kirchlicher Reformen wird die Debatten der EKD-Synode bestimmen. Vor einem Jahr in Dresden mischte sich die Synode in den ehrgeizig angelegten Reformprozess ein. Schärfung der theologischen Kompetenz und geistlichen Qualität kirchlichen Handelns, mehr Vielfalt bei den Angeboten der Kirchengemeinden wünscht das Kirchenparlament. Die Vielfalt gemeindlicher Angebotsformen soll erweitert werden, die religiöse Bildung in allen Lebensphasen gestärkt werden.

In einigen Landeskirchen sind die strukturellen Reformen seither vorangeschritten. Die Fusion von zwei Landeskirchen in Mitteldeutschland - Thüringen und Kirchenprovinz Sachsen - wird im nächsten Jahr Realität. Für die "Nordkirche" rückt die "Stunde der Wahrheit" näher, wenn die drei Landessynoden von Mecklenburg, Nordelbien und Pommern im März über den Fusionsvertrag entscheiden.

Viel personelle Änderungen, die eher einen Generationenwechsel markieren als eine kirchenpolitische Neuausrichtung, gibt es bei den Leitenden Geistlichen in den Landeskirchen. Neue Bischöfe wurden in Mecklenburg, Nordelbien und Oldenburg installiert. In den Landeskirchen von Hessen und Nassau sowie der Pfalz ist der neue Kirchenpräsident bereits bestimmt, in Anhalt, der kleinsten unter den 23 Landeskirchen, wird Mitte November gewählt.

Vollzogen ist bereits der Wechsel des evangelischen Militärbischofs. Und die Personalspekulationen werden im nächsten Jahr an Fahrt gewinnen. In zwei ostdeutschen Kirchen, in der neu formierten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, steht eine Bischofswahl an. Schließlich hat die neue EKD-Synode im Oktober 2009 die schwierige Aufgabe, den nächsten Ratsvorsitzenden zu wählen.

31. Oktober 2008