Altes Losungsbuch entdeckt neue Zielgruppen

Junge Leute sollen für das tägliche Bibelwort gewonnen werden

Von Hans-Dieter Frauer (epd)

Bad Boll (epd). Im neuen Gewand sprechen alte Losungen auch junge Leute an. Die von der Herrnhuter Brüdergemeine erstmals für junge Leute herausgegebenen Tageslosungen entwickeln sich zum Verkaufsschlager: Die Startauflage mit 20.000 Exemplaren ist bereits vergriffen, eine zweite Auflage wird derzeit vorbereitet. "Wir haben eine neue Zielgruppe erreicht", freut sich Pfarrerin Dorothea Weller, die in Bad Boll (Baden-Württemberg) bei der Brüdergemeine für die Losungen zuständig ist.

Nach dem verheißungsvollen Auftakt wird es nach ihren Worten auch künftig die Tageslosungen für junge Leute geben. Sie unterscheiden sich schon äußerlich von dem bekannten, blauen Losungsbüchlein. Ein fester Einband umschließt 400 durchgehend farbige Seiten.

Bei Bibeltexten hat man schon mal - abweichend vom Original - auf moderne, eben jugendgerechte Übersetzungen zurückgegriffen. Zu Losung und Lehrtext gehören ein Impuls (ein Text, ein Bild, ein Cartoon) sowie ein kurzes Gebet. Eine freie Fläche gibt Platz für eigene Notizen.

Die neuen Jugendlosungen zeigen die Flexibilität der Herrnhuter Brüdergemeine, die die Losungen herausgibt. Sie sind nicht mehr nur im vertrauten, blauen Büchlein zu haben, sondern auch im Großdruck und mit Terminkalender, ebenso sind Loseblatt-Würfel und Wandabreißkalender im Angebot.

Großer Beliebtheit besonders bei Theologen erfreut sich die noch relativ neue Urtextausgabe in Hebräisch und Griechisch. Wer will, kann auch zur CD-Rom greifen oder sich die Losungen täglich kostenlos per e-Mail zusenden lassen.

Allein von den deutschsprachigen Ausgaben werden über eine Million Exemplare gedruckt. Das Losungsbuch ist aber längst zum weltweit verbreiteten Bestseller geworden. Heute liegt es in mehr als 50 Sprachen vor, ab dem Jahr 2009 auch in koreanischer Sprache.

Die Losungen gehen zurück auf den frommen Reichsgrafen Nikolaus von Zinzendorf (1700 - 1760). Ihm kam am 3. Mai 1728 in der von böhmischen Glaubensflüchtlingen besiedelten Gemeinde Herrnhut spontan der Gedanke, nach dem Vorbild des Militärs eine Tagesparole, eine Losung eben, auszugeben. Sie wurde anfangs jeden Tag mündlich durch die 32 Häuser des Dorfes weitergegeben, seit 1731 gibt es die gedruckte Ausgabe.

Die Herausgabe der Losungen wurde nie unterbrochen, obwohl es - etwa in Kriegszeiten oder in atheistischen Staaten - schon mal Schwierigkeiten geben konnte. In diesem Jahr sah man sich bei der Brüdergemeine in Bad Boll erstmals einem so bisher nicht gekannten Problem gegenüber: Die Ausgabe für Island, das von der derzeitigen Finanzkrise besonders betroffen ist, musste von ihr vorfinanziert werden.

17. November 2008

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