EKD unterstützt Berliner Volksbegehren "Pro Reli"

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt sich hinter die Bürgerinitiative zugunsten eines Wahlpflichtfachs Religion an Berliner Schulen. Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach sei ein unerlässliches Angebot religiöser Bildung, unterstreicht der Rat der EKD in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Darin heißt es, das EKD-Leitungsgremium unterstütze das Ziel des Volksbegehrens, die Gleichberechtigung des Religionsunterrichtes mit dem Ethikunterricht zu erreichen.

Bis zum 21. Januar muss die Berliner Initiative "Pro Reli" 170.000 Unterschriften sammeln. Werden diese erreicht, wird es im nächsten Jahr einen Volksentscheid geben. Im Bundesland Berlin gibt es seit 2006 ab der 7. Klasse das Pflichtfach Ethik, das auch nicht abgewählt werden kann, wenn die Schüler am Religionsunterricht teilnehmen. Bisher wird an Berliner Schulen Religion in Verantwortung der Kirchen als freiwilliges Zusatzfach außerhalb des Lehrplans erteilt.

Ein "staatlicher Pflichtunterricht" in weltanschaulich-religiösen Fragen verfehle die freiheitlich-demokratischen Prinzipien und verkürze die Bildungsaufgabe der Schule, kritisiert die EKD das Vorgehen des Landes Berlin. In keinem anderen Bundesland würden junge Menschen gezwungen, an einem staatlichen Ethikunterricht teilzunehmen, ohne alternativ eine konfessionell geprägten Religionsunterricht der Kirchen oder anderer Religionsgemeinschaften wählen zu können.

Als unbegründet bewertet die EKD die Sorge, dass unterschiedliche Fächer der religiösen und ethischen Bildung eine gemeinsame Werteorientierung der Schüler erschwerten: "Religions- und Ethikunterricht sind Dialogpartner, auch wenn sie sich grundsätzlich unterscheiden."

Zuvor hatten bereits die katholischen Bischöfe sowie Politiker von CDU und SPD auf Bundesebene das Volksbegehren "Pro Reli" unterstützt. Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatte Mitte November an die Kirchengemeinden appelliert, sich intensiver an der Unterschriftensammlung zu beteiligen. In einem Elternbrief werben der Berliner Bischof Wolfgang Huber und Erzbischof Georg Sterzinsky dafür, das laufende Volksbegehren zu unterstützen. Das Schreiben wurde den Angaben zufolge an Schüler verteilt, die den freiwilligen Religionsunterricht besuchen.

24. November 2008

EKD-Pressemitteilung "Religionsunterricht ist unerlässliches Angebot religiöser Bildung"


Rund 70.000 Unterschriften für Berliner Volksbegehren "Pro Reli"

EKD wirbt für Unterstützung

Landesbischof: Religionsunterricht nicht als "Stiefkind" behandeln

Berlin/Straubing (epd). Zur Halbzeit ihres Volksbegehrens hat die Berliner Initiative "Pro Reli" rund 40 Prozent der benötigten Unterschriften gesammelt. Zwei Monate nach dem Start seien bislang 70.000 Unterstützer gewonnen worden, sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Christoph Lehmann, am Montag dem epd. Ziel des Volksbegehrens, hinter das sich die Evangelsiche Kirche in Deutschland (EKD) stellte, ist eine Gleichstellung von Religionsunterricht mit dem 2006 in Berlin eingeführten Pflichtfach Ethik.

Bis zum 21. Januar muss die Initiative 170.000 Unterschriften vorweisen. Wird dieses Ziel erreicht, kommt es im nächsten Jahr zu einem Volksentscheid. An den Berliner Schulen wird seit 1948 Religion in Verantwortung der Kirchen als freiwilliges Zusatzfach erteilt.

Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach sei ein unerlässliches Angebot religiöser Bildung, unterstrich der Rat der EKD in einer Stellungnahme. Ein "staatlicher Pflichtunterricht" in weltanschaulich-religiösen Fragen verfehle die freiheitlich-demokratischen Prinzipien und verkürze die Bildungsaufgabe der Schule. In keinem anderen Bundesland würden junge Menschen gezwungen, an einem staatlichen Ethikunterricht teilzunehmen, ohne alternativ einen konfessionell geprägten Religionsunterricht der Kirchen oder anderer Religionsgemeinschaften wählen zu können.

Als unbegründet bewertet die EKD die Sorge, dass unterschiedliche Fächer der religiösen und ethischen Bildung eine gemeinsame Werteorientierung der Schüler erschwerten: "Religions- und Ethikunterricht sind Dialogpartner, auch wenn sie sich grundsätzlich unterscheiden."

Zuvor hatten bereits die katholischen Bischöfe sowie Politiker von CDU und SPD auf Bundesebene das Volksbegehren "Pro Reli" unterstützt. Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatte Mitte November an die Kirchengemeinden appelliert, sich intensiver an der Unterschriftensammlung zu beteiligen. In einem Elternbrief werben der Berliner Bischof Wolfgang Huber und Erzbischof Georg Sterzinsky dafür, das laufende Volksbegehren zu unterstützen. Das Schreiben wurde den Angaben zufolge an Schüler verteilt, die den freiwilligen Religionsunterricht besuchen.

Unterdessen warb der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich für bessere Rahmenbedingungen für den Religionsunterricht. Zusammen gewürfelte Religionsklassen, ständig wechselnde Unterrichtsräume, zu große Klassen und Nachmittagsunterricht seien keine geeigneten Voraussetzungen für die nötige Wertevermittlung. Wenn eine Schule den Religionsunterricht wie ein "Stiefkind" behandele, nehme sie sich selbst die Chance, "von dem positiven wertschätzenden Klima dieses Faches" zu profitieren, sagte der Spitzenrepräsentant von rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern vor der Landessynode in Straubing.

24. November 2008