Bischöfin Käßmann fordert ethische Maßstäbe für Wirtschaft

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat angesichts der weltweiten Finanzkrise gefordert, die Wirtschaft insgesamt stärker an ethischen Maßstäben auszurichten. "Für mich ist es bitter, wie schwer es ist, ein paar Hunderttausend Euro für Hungerhilfe und Frieden zu erbitten oder unsere ambulanten Pflegedienste mit Anstand aufrecht zu erhalten, während Banken-Schutzschirme in Milliarden rechnen", sagte Käßmann am Donnerstag vor der Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Sie verspüre Unbehagen, wenn diejenigen, die früher den freien Markt gepriesen hätten, jetzt die Hilfe der Solidargemeinschaft in Anspruch nähmen. Die Finanzkrise auf der einen Seite und die zunehmende Armut auf der anderen zeigten, dass etwas aus der Balance geraten sei, sagte die Bischöfin der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland vor dem Kirchenparlament.

Als Gegengewicht zur Wirtschaft sei ein starkes Gemeinwesen wichtig: "Es geht darum, das rechte ethische Maß wiederzufinden." Die Politik dürfe nicht zu einem Anhängsel wirtschaftlicher Ziele und Interessen werden. Die Finanzmärkte und ihre neuen Produkte müssten von unabhängigen Instanzen überprüft werden. Käßmann betonte, sie habe bei ihren Besuchen in Niedersachsen immer wieder Unternehmer getroffen, die sich vor Ort verantwortlich um ihre Mitarbeiter kümmerten und Arbeitsplätze schafften. Man könne den Mittelstand "nicht in einen Topf werfen mit großen DAX-Unternehmen, die von Anonymität bestimmt sind", sagte sie.

27. November 2008