Kirchenführer aus aller Welt zur Trauerfeier für Patriarch Alexij II.

Deutsche Bischöfe Schindehütte und Müller reisen nach Moskau

Moskau (epd). Mehrere zehntausend orthodoxe Gläubige haben in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale am Montag Abschied von Alexij II. genommen. Der am Freitag gestorbene russisch-orthodoxe Patriarch sollte bis Dienstagmorgen acht Uhr (Ortszeit) in der Kathedrale aufgebahrt bleiben. Zur Bestattung werden neben der politischen Führung Russlands auch kirchliche Würdenträger aus aller Welt erwartet.

Den Trauergottesdienst an diesem Dienstag werden gemeinsam der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., und Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad leiten. Bartholomäus ist das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. Kyrill wurde am Samstag vom Heiligen Synod zum kommissarischen Leiter der Russischen Orthodoxen Kirche bestimmt. Alexij II., der am Freitagmorgen im Alter von 79 Jahren starb, stand seit 1990 an der Spitze der russisch-orthodoxen Kirche.

Am Montag hielt bereits das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, Katholikos Ilja II., eine Messe am Sarg. Danach sagte Ilja II., gemeinsam mit Alexij habe er ein "gutes Fundament" für die Zusammenarbeit zwischen den beiden orthodoxen Kirchen gelegt. Auch die politischen Probleme zwischen Georgien und Russland würden allmählich verschwinden und der Freundschaft wieder Platz machen, die es früher gegeben habe. Beide Kirchenmänner habe eine tiefe Freundschaft verbunden.

Am Sonntagabend wurde im russischen Fernsehen ein Interview ausgestrahlt, das kurz vor dem Tod von Alexij II. aufgezeichnet worden war. Darin hatte der Patriarch erklärt, neben der Wiedergeburt der russisch-orthodoxen Kirche sei für ihn "das größte Wunder", dass die Spaltung der Kirche in verschiedene nationale Kirchen habe verhindert werden können. Auch die Wiedervereinigung mit der russisch-orthdoxen Auslandskirche und die Weiterentwicklung der orthodoxen Kirchen hob er hervor.

Zu den Trauerfeierlichkeiten für den Patriarchen von Moskau und ganz Russland reisten fast alle Oberhäupter der christlichen Orthodoxie an, darunter der Katholikos der armenischen Kirche Gagjerin II., die Erzbischöfe von Athen und Albanien, die Metropoliten von Montenegro und Tschechien, sowie der russisch-orthodoxe Bischof Hillarion von Ungarn und Österreich.

Die römisch-katholische Kirche wird an diesem Dienstag von Ökumene-"Minister" und Kurienkardinal Walter Kasper, sowie dem Kardinal Roger Etchegaray vertreten, die anglikanische Kirche von England durch den Londoner Bischof Richard John Chartres. Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reist Auslandsbischof Martin Schindehütte zu den Trauerfeierlichkeiten. Als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz wird der Regensburger Bischof Gerhard Müller an der Zeremonie teilnehmen. Auch die lutherischen Finnlands und Norwegens sowie des Weltkirchenrat und der Konferenz Europäischer Kirchen werden mit Delegationen vertreten sein.

Neben dem russischen Rat der Muftis kommt als Vertreter des Islam Ajatollah Ali Tashiri aus dem Iran, ein Weggefährte des Ajatollah Chomeini. Aus den USA wird neben anderen der Oberrabbiner von New York, Arthur Schneider, erwartet.

08. Dezember 2008