Käßmann: Ökumenischer Kirchentag soll "Kirchenvolk mündig machen"

Hannover (epd). Vom bevorstehenden zweiten Ökumenischen Kirchentag im Mai 2010 in München erwartet die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, dass sich Laien in die zwischen Katholiken und Protestanten umstrittenen theologischen Fragen einmischen. "Das Kirchenvolk soll mündig gemacht werden", forderte die hannoversche Landesbischöfin in einem epd-Gespräch.

Die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten sollten breit diskutiert werden, sagte Käßmann: "Über die Differenzen muss geredet werden, aber sie müssen nicht trennend sein." Nicht nur das Verständnis des Abendmahls, sondern auch die Auffassung von Kirche und kirchlichen Ämtern sei verschieden.

Die Vermittlung von theologischer Kompetenz sei traditionell Aufgabe von Kirchentag und Katholikentag, erklärte die Bischöfin. So seien die Gründer der evangelischen Laienbewegung vor 60 Jahren dafür eingetreten, Laien in die Lage zu versetzen, in Fragen der Theologie mitzusprechen. Das sei eine Erfahrung aus den Fehlern des Nationalsozialismus gewesen, in denen sich große Teile der Amtskirche in den Dienst des NS-Staates gestellt hätten.

Die EKD-Ratsvorsitzende verwies auch auf die Wurzeln der Reformation: "Es war das Anliegen Luthers, Theologie nicht mehr als Geheimwissenschaft zu behandeln." Es sei den Reformatoren um gebildeten Glauben gegangen, bei dem Menschen bewusst reflektieren, was sie glauben. "Es ist mir ein Anliegen, die Lust am Bibellesen und an der Theologie wieder zu wecken." Bischöfin Käßmann, die seit 1999 an der Spitze der mit rund drei Millionen Mitgliedern größten deutschen Landeskirche steht, war zuvor fünf Jahre lang Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags.

04. Januar 2010