Kirchen rufen zum Gebet für Frieden im Gazastreifen auf

Weltkirchenrat fordert Waffenstillstand

Genf/Tel Aviv/München/Hamburg (epd). Der Weltkirchenrat hat erneut einen Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert. Er rief am Mittwoch in Genf die Christen auf, für Frieden zu beten und sich für einen gerechten Frieden in Israel und Palästina einzusetzen. Auch evangelische Bischöfe in Deutschland riefen dazu auf, für die Menschen in Gaza und Israel zu beten. Claudette Habesh, Caritas-Generalsekretärin in den Palästinensergebieten, sagte dem epd, die humanitäre Krise im Kampfgebiet habe eine Stufe erreicht, wo einfach Schluss gemacht werden müsse: "Das gilt für beide Seiten."

Generalsekretär Samuel Kobia vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) forderte erneut das Ende der Feindseligkeiten und neue Verhandlungen für ein Abkommen, das einen dauerhaften Frieden für beide Seiten, Palästinenser und Israelis, sichere. Ein solches Friedensabkommen müsse "die Wiederherstellung der Waffenruhe auf beiden Seiten der Grenze und eine schnellere Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens" umfassen.

"Alle in Gaza, die für die medizinische Versorgung arbeiten, sind in diesen Tagen der Gewalt überfordert", sagte Caritas-Generalsekretärin Habesh. Die Feuerpause am Mittwoch sei ein Anfang. Es sei zu hoffen, dass sich diese dreistündige Pause zu einer permanenten Waffenruhe ausweite. Habesh ergänzte: "Das Problem ist nicht allein die Anlieferung der Versorgungsgüter. Die müssen ja auch noch in alle Ortschaften und das ist oft sehr schwer oder unmöglich. Dazu soll diese Pause verhelfen."

Auf den aktuellen Konflikt im Gazastreifen hätten die Kirchen wenig Einflussmöglichkeiten, räumte Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen ein: "Wenn Panzer rollen und Raketen fliegen, übertönen sie meist die Appelle zum Frieden." Jepsen warb für eine Intensivierung des Dialogs zwischen Christen, Juden und Muslimen in Deutschland. Damit sollte verhindert werden, dass in der Bundesrepublik Religionen missbraucht würden, um Hass und Zwietracht zu säen.

Landesbischof Johannes Friedrich (München) bezeichnete Vergleiche des israelischen Vorgehens im Gazastreifen mit dem Holocaust als "völlig verfehlt". Es gebe kein Ereignis, das mit der systematischen Vernichtung der Juden vergleichbar wäre, sagte er. Es sei Aufgabe der Christen in Europa, auf beide Parteien einzuwirken, dass möglichst bald die Waffen schweigen, sagte der bayerische Friedrich, der auch Nahostbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland ist.

Das Kalkül der islamistischen Hamas-Organisation ist Friedrich zufolge voll aufgegangen. Denn der jahrelange Raketenbeschuss habe die Israelis vor allem in den Grenzregionen stark belastet, die Kämpfe im Gazastreifen hätten wiederum das Image Israels beschädigt, sagte der Bischof der bayerischen Landeskirche.

Für die Situation im Gaza-Streifen trage die islamistische Terrororganisation Hamas die alleinige Verantwortung, sagte Präsidentin Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden. "Israel hat das legitime Recht, ja sogar die Pflicht, seine Bürger zu schützen und die einzige Demokratie im Nahen Osten vor terroristischen Anschlägen zu verteidigen." Knobloch ergänzte, es dürfe nicht vergessen werden, welches Ziel die Hamas und die "Drahtzieher des Terrors" verfolgten. Weder die Hamas noch der Iran oder Syrien würden das Existenzrecht Israels anerkennen.

Hilfsorganisationen forderten das Ende der Gewalt in Nahost. Das Welternährungsprogramm rief Israelis und Palästinenser auf, die Sicherheit für dringend benötigte Hilfslieferungen zu garantieren. Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation CARE wurde unterdessen bei einem Luftangriff in Gaza getötet, wie das Hilfswerk in Bonn mitteilte.

08. Januar 2009