Evangelische Kirche rechnet mit Rückgang bei Kirchensteuer

EKD-Finanzchef: Kein Anlass für Panikreaktionen

Frankfurt a.M. (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will auf sich abzeichnende Ausfälle bei den Kirchensteuereinnahmen mit Besonnenheit reagieren. "Wir haben in den letzten Jahren in allen Landeskirchen eine umsichtige und vorausschauende Finanzpolitik betrieben, so dass wir keinen Anlass für Panikreaktionen haben", sagte EKD-Finanzchef Thomas Begrich dem epd. Die Finanzmarktkrise treffe die Kirche nicht direkt, "weil wir nicht von Kapitalerträgen leben". Allerdings werde die Kirche indirekt betroffen, denn sie lebe von den "Gaben der Gemeindemitglieder". Und diese dürften geringer ausfallen, so erwartet der Finanzchef, weil sich steuerliche Entlastungen auch auf die Kirchensteuer auswirkten.

Für 2009 müsse die evangelische Kirche mit einem Rückgang um etwa 300 Millionen Euro bei der Kirchensteuer rechnen, erläuterte der Leiter der EKD-Finanzabteilung. Wesentliche Einflussfaktoren dabei seien Wiedereinführung der Pendlerpauschale und die steuerliche Entlastung, die sich aus dem Konjunkturpaket II ergibt. Für 2010 könne das sogar ein Minus von 500 Millionen Euro bedeuten. Dabei wirke sich auch die verbesserte steuerliche Anrechnung von Vorsorgeaufwendungen aus. Noch nicht berücksichtigt seien in diesen Schätzungen die Auswirkungen der seit Jahresanfang wirksamen Abgeltungssteuer und der möglichen negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Vor diesem Hintergrund empfehle er den Landeskirchen, den eingeschlagenen finanzpolitischen Kurs strikt fortzusetzen und eine "Politik der ruhigen Hand" zu betreiben, sagte Begrich. Er erinnerte daran, dass die evangelische Kirche im Jahr 2008 bei den Kirchensteuereinnahmen aufgrund der bis dahin guten wirtschaftlichen Entwicklung einen Anstieg um neun Prozent verzeichnen konnte. Das Nettoaufkommen wird 2008 voraussichtlich 4,55 Milliarden Euro betragen.

Mit Blick auf das Konjunkturpaket äußerte der Finanzchef zugleich die Erwartung, dass auch Kirche und Diakonie an diesen Maßnahmen teilhaben könnten, etwa bei der Sanierung von Schulen und Krankenhäusern. Angesichts der Rezession werde auch in den Landeskirchen und den Kirchengemeinden überlegt, wie ein kirchlicher Beitrag zur Verminderung der Auswirkungen aussehen könnte.

So sei zu erwägen, geplante Sanierungsvorhaben nach Möglichkeit vorzuziehen. Eine ohnehin beschlossene Instandsetzung von Gemeinderäumen oder die vorgesehene Restaurierung eines Kirchendachs früher als geplant umzusetzen, hätte sicherlich mehr als Signalwirkung. Damit könnten die Kirchen ihrerseits einen Beitrag zur Belebung der Konjunktur leisten. "Intelligente Investitionen in diesem Bereich sind derzeit unter Umständen die beste Form, Geld anzulegen", ergänzte Begrich.

20. Januar 2009