Ethikrat-Vorsitzender lehnt Verbot organisierter Sterbehilfe ab

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Edzard Schmidt-Jortzig, hat sich gegen ein vollständiges Verbot organisierter Sterbehilfe ausgesprochen. Das Bedürfnis nach Beistand bei der Selbsttötung dürfe nicht ignoriert werden, sonst entstehe ein "Sterbetourismus", warnte Schmidt-Jortzig in einer Sitzung des Ethikrates am Donnerstag in Berlin.

Sterbehilfe-Organisationen, die kommerziell arbeiten oder die Betroffenen in ihrem Wunsch zu sterben bestärken, bezeichnete der frühere Bundesjustizminister aber als "unerträglich". Hier fehlten sowohl der Altruismus als auch das Bemühen, den Menschen Hilfen für ein Weiterleben anzubieten.

Schmidt-Jortzig forderte daher, eine wirksame rechtliche Aufsicht zu installieren, um die Grenze zwischen dem straffreien Beistand beim Suizid und der verbotenen aktiven Sterbehilfe zu wahren. "Hier sollte der Gesetzgeber tätig werden", sagte der Ethikrat-Vorsitzende.

Aufgrund einer Bundesratsinitiative muss sich der Bundestag demnächst mit dem Thema beschäftigen. Schmidt-Jortzig zufolge ist damit zu rechnen, dass der Bundestag dazu eine Stellungnahme des Ethikrates anfordert. Die Debatte wurde durch den Sterbehilfe-Verein "Dignitate" sowie durch mehrere Fälle von Suizidbegleitung durch den ehemaligen Hamburger Justizsenator Roger Kusch entfacht. Seitdem wird auch in der großen Koalition über schärfere Gesetze zur Verhinderung organisierter Sterbehilfe diskutiert.

22. Januar 2009