Glückwünsche für neuen Moskauer Patriarchen aus Kirchen und dem Kreml

Huber und Zollitsch gratulieren

Moskau/Rom/Frankfurt a.M. (epd). Die russische Staatsführung und Kirchenrepräsentanten aus aller Welt haben die Wahl von Metropolit Kyrill zum Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche begrüßt. Präsident Dmitri Medwedew gratulierte dem neuen Moskauer Patriarchen telefonisch. Papst Benedikt XVI. sagte am Mittwoch im Vatikan, er habe die Nachricht von der Wahl Kyrills mit Freude aufgenommen. In zahlreichen orthodoxen Kirchen in Russland und im Ausland wurden Dankgottesdienste gefeiert.

Präsident Medwedew äußerte nach Kremlangaben die Hoffnung auf eine Intensivierung des Dialogs zwischen Staat und Kirche. Der Präsident habe dem neuen Patriarchen Zusammenarbeit beim Aufbau moralischer Werte in der Gesellschaft angeboten. Auch Ministerpräsident Wladimir Putin beglückwünschte Kyrill zu dessen Wahl zum Patriarchen von Moskau und ganz Russland.

Der Vatikan zeigte sich "froh" über die Wahl Kyrills. Der Papst hoffe auf die Fortsetzung der ökumenischen Beziehungen zwischen Orthodoxen und Katholiken, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Kurienkardinal Walter Kasper äußerte die Hoffnung auf ein Treffen zwischen Kyrill und Benedikt. Dies wäre "ein deutliches Zeichen" für beide Kirchen und für die Welt, sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats Radio Vatikan. Kasper äußerte Verständnis dafür, dass aus russisch-orthodoxer Sicht eine solche Begegnung derzeit nicht angebracht ist. Er wies darauf hin, dass es mehrfach Kontakte zwischen Benedikt und Kyrill gegeben hat.

Mit "großer Freude" reagierte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, auf die Wahl Kyrills zum Patriarchen. Er erinnere sich sehr gerne an die "vielfältigen brüderlichen Begegnungen und Gespräche" in der Vergangenheit, so der Berliner Bischof Huber in seiner Gratulation. Er wünschte dem neu gewählten geistlichen Oberhaupt von rund 150 Millionen orthodoxen Christen den "Segen Gottes sowie Weisheit, Mut und Stärke".

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, Kyrill übernehme das Amt in einer Zeit, in der die Kirche ihren festen Platz im Leben der russischen Gesellschaft neu gefunden habe, andererseits aber auch noch die Folgen der kommunistischen Herrschaft spüre. Zollitsch äußerte die Hoffnung, dass sich die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche in Zukunft noch besser verstehen und kündigte die Wiederaufnahme theologischer Gespräche zwischen dem Moskauer Patriarchat und der Bischofskonferenz an.

Der 62-jährige Kyrill war fast 20 Jahre Leiter der Abteilung für Außenbeziehungen der orthodoxen Kirche. Als "Außenminister" des Moskauer Patriarchats war er für die ökumenischen Kontakte zuständig. Für die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) übermittelte Generalsekretär Colin Williams Glückwünsche. Der Zusammenschluss europäischer Kirchen wolle alles daran setzen, damit die russisch-orthodoxe Kirche ihre KEK-Mitgliedschaft wieder aufnehme.

Die russisch-orthodoxe Kirche, größtes Mitglied in dem Verband, hatte im Oktober 2008 die Mitarbeit eingestellt. An das ökumenische Engagement Kyrills erinnerte der Weltkirchenrat. In seinem Glückwunschschreiben würdigte Generalsekretär Samuel Kobia den neuen Patriarchen als "herausragenden orthodoxen Theologen, Führer und Hierarchen". Bei der Wiederbelebung des interreligiösen Gesprächs und der internationalen Beziehungen habe Kyrill eine wichtige Rolle gespielt.

Metropolit Kyrill war am Dienstagabend zum neuen Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gewählt worden. Auf dem Landeskonzil stimmten 508 der insgesamt 702 Geistlichen und Laien für den Metropoliten von Smolensk und Kaliningrad. Der bisherige Amtsinhaber, Alexij II., war Anfang Dezember gestorben.

Die Einführung des auf Lebenszeit gewählten Patriarchen erfolgt am Sonntag (1. Februar) in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau. An der Einsetzungsfeier werden aus Deutschland Bischof Huber und der katholische Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller teilnehmen.

Zur Eröffnung des Konzils hatte Kyrill die Zeit seit 1990 "die zweite Taufe Russlands" genannt. Die Kirche sei zu einem gewichtigen Faktor im gesellschaftlichen und politischen Leben Russlands geworden. Auch auf internationaler Ebene habe die Kirche an Einfluss gewonnen, sagte der Metropolit. Weltweit zählen die russisch-orthodoxen Gemeinden bis zu 150 Millionen Gläubige.

28. Januar 2009

EKD-Pressemitteilung