Lutherischer Bischof: Christlicher Glaube und Judenfeindschaft unvereinbar

Hannover (epd). Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Friedrich Weber, hat die Leugnung des Holocaust durch den Traditionalistenbischof Richard Williamson als "Anfechtung für den jüdisch-christlichen Dialog" bezeichnet. Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schlössen einander aus, stellte der Braunschweiger Bischof am Freitag klar. Weber äußerte Verständnis für die Sorge der jüdischen Partner im christlich-jüdischen Dialog. Er wertete es als positiv, dass die katholischen Bischöfe in Deutschland und Papst Benedikt XVI. unmissverständlich gegen das Leugnen der Ermordung der Juden Stellung bezogen hätten.

Der Papst hatte am vergangenen Wochenende die Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft aufgehoben. Zu ihnen gehört der Brite Richard Williamson, der die Existenz von Gaskammern und den millionenfachen Mord an Juden leugnet. Diese Entscheidung hatte zu Empörung in der jüdischen Welt geführt.

Die Pius-Bruderschaft wurde 1970 von dem französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre ab. Dazu zählen die Anerkennung der Religionsfreiheit und der Dialog mit anderen Kirchen und Religionen.

Zur Aufhebung der Exkommunikation sagte Bischof Weber, dass es sich dabei um einen unseitigen Akt Roms ohne Vorbedingung handele. Von den vier Bischöfen sei kein Bekenntnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil verlangt worden. "Der Wille zur Einheit ist offenbar so mächtig, dass der Papst bereit ist, eine menschenverachtende und nach unseren deutschen Maßstäben kriminelle Äußerung eines Bischofs in Kauf zu nehmen, selbst wenn er sich dann gleich wieder von dieser distanzieren muss." Viele Christen hätten sich gewünscht, dass es am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen ein deutliches Zeichen gegenüber den nichtrömischen Kirchen statt der Aufhebung der Exkommunikation von Traditionalisten gegeben hätte.

Wenn die Einheit der katholischen Kirche dem Papst ein so hohes Gut sei, dass er auf die Piusbruderschaft zugehe, dann sei zu fragen, warum solche Großzügigkeit und Nachsicht nicht auch gegenüber der Befreiungstheologie oder Professoren mit Lehrverboten gezeigt werde, argumentierte Weber. Wenn vollständige Übereinstimmung in allen Lehren nicht die Voraussetzung für die Einheit der gesamten Christen sei, wäre auch im evangelisch-katholischen Dialog viel mehr möglich.

30. Januar 2009