EKD-Kirchenamtspräsident Barth kritisiert Aushöhlung des Sonntagsschutzes

Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, hat eine schleichende Aushöhlung des im Grundgesetz garantierten Sonntagsschutzes kritisiert. So sei das Warenangebot in den Tankstellen und auf den großen Bahnhöfen längst mehr als bloßer Reisebedarf, sagte Barth am Freitag bei einer Veranstaltung in Buxtehude bei Hamburg. Der Theologe warnte vor einer "Salamitaktik", die bewusst oder unbewusst angewandt werde, um Geschäftsöffnungen und die Arbeit am Sonntag auszuweiten.

Jede einzelne Regelung schaffe für sich genommen qualitativ zwar keine neue Lage, sagte Barth dem Redemanuskript zufolge. Doch im Ergebnis komme es auf die vielen kleinen Schritte an: "Es ist immer ein einzelner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."

In Niedersachsen will die Landesregierung in den 100 Ausflugsorten des Landes acht verkaufsoffene Sonntage pro Jahr erlauben, statt bisher vier. An 40 Sonntagen dürfen den Plänen zufolge wie bislang Kleinbedarf und Souvenirs verkauft werden. Nicht mehr gestattet sein soll an diesen Sonntagen dann aber der Verkauf von Schmuck und Bekleidung.

Barth sagte, Erfahrungen zeigten, dass von den Sonntagsöffnungen nur bestimmte Geschäftslagen profitierten. Zudem werde ein gesteigerter Umsatz durch unterdurchschnittliche Ergebnisse an anderen Tagen auf ein normales Maß zurückgeführt. Der Sonntag habe einen hohen kulturellen und zwischenmenschlichen Wert: "Die heilsame Unterbrechung der täglichen Arbeit am Sonntag erinnert daran, dass sich der Mensch nicht allein über Arbeit definiert und nicht einfach das ist, was er aus sich macht."

Die um sich greifende Flexibilisierung der Arbeitszeiten führe dazu, dass es trotz sinkender Wochenarbeitszeit immer weniger gemeinsame Zeit gebe, mahnte Barth. Um so wichtiger sei die gemeinsame Zeit des Sonntags.

06. Februar 2009

Der Vortrag des EKD-Kirchenamtspräsidenten im Wortlaut