EU-Abgeordnete wollen arbeitsfreien Sonntag schützen

Brüssel (epd). EU-Abgeordnete verschiedener Fraktionen haben eine Unterschriftenaktion zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags gestartet. Der Sonntag sei als Ruhetag "Teil des europäischen Kulturerbes", heißt es in einem Erklärungsentwurf, für dessen Annahme die Unterschriften von 394 Parlamentariern notwendig sind. Der Vorstoß der slowakischen Christdemokratin Anna Záborská wird auch von Politikern der sozialdemokratischen, liberalen und nationalkonservativen Parteien unterstützt. Die europäischen Kirchen begrüßten am Mittwoch in Brüssel die Initiative.

In den vergangenen Jahren sei der Sonntagsschutz in zahlreichen EU-Ländern unter Verweis auf Konsum-Chancen ausgehöhlt worden, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der evangelischen, der katholischen und der anglikanischen Kirche. Wird die Erklärung angenommen, sind EU und einzelne Mitgliedsstaaten unverbindlich aufgerufen, den Sonntag in ihren Rechtsvorschriften als Ruhetag zu schützen.

Die derzeit geltende EU-Richtlinie über die Arbeitszeit sieht zwar eine wöchentliche Ruhepause vor, schreibt aber nicht vor, dass diese den Sonntag einschließen muss. Eine entsprechende Regelung war 1996 abgeschafft worden. Ende 2008 hatte eine Gruppe von Abgeordneten beantragt, den Sonntagsschutz in der derzeit diskutierten Novelle der Arbeitszeitrichtlinie wieder zu verankern. Der Antrag war jedoch von Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering (CDU) mit Verweis auf Verfahrensregeln abgelehnt worden.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe "die Grenzen einer Ökonomisierung aller Lebensbereiche deutlich gemacht", hieß es in der Erklärung der Kirchen, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Maßloser Konsum entspreche weder dem Modell nachhaltigen Wirtschaftens noch sei er ein Leitbild für die menschliche Entwicklung. "Männer und Frauen, die sonntags arbeiten, sind in ihren sozialen Beziehungen benachteiligt. Ihr Familienleben, ihre persönliche Entfaltung, sogar ihre Gesundheit werden nachweislich beeinträchtigt."

11. Februar 2009

EKD-Initiative zum Sonntagsschutz „Gott sei Dank, es ist Sonntag“