Kongress christlicher Führungskräfte: Präses Schneider geißelt Maßlosigkeit

Düsseldorf (epd). Mit einem Appell zur Beachtung christlicher Werte in der Wirtschaft ist am Donnerstag in Düsseldorf der sechste Kongress christlicher Führungskräfte eröffnet worden. "Wir wollen aktiv zur Lösung der bestehenden Probleme beitragen, indem wir für ein christliches Wertesystem eintreten", sagte der Kongressvorsitzende Horst Marquardt mit Blick auf die Wirtschaftskrise. Der leitende Theologe der gastgebenden Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Nikolaus Schneider, kritisierte Maßlosigkeit im Wirtschaftsleben und setzte sich für fairen Welthandel ein.

Wirtschaftskapital sei kein Selbstzweck, mahnte der oberste Repräsentant der 2,9 Millionen rheinischen Protestanten: "Es soll den Menschen dienen, die in der Wirtschaft arbeiten und für das Leben der Menschen Güter und Dienstleistungen produzieren." Die grundlegende Ursache für das heutige "Desaster der Finanzmärkte" ist für Schneider menschliche Maßlosigkeit. Die Investmentbanker der Wall Street hätten sich selbst als "Master of the Universe" (Herren des Universums) bezeichnet, kritisierte der 61-jährige Theologe.

"Es war diese maßlose Verkennung der eigenen Person, der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, die zu allen anderen Maßlosigkeiten führte." Dazu zählt Schneider völlig überzogene Gewinn- und Einkommensforderungen, Geschäfte ohne realwirtschaftlichen Bezug, Schneeballsysteme als Geschäftsmodelle und den Handel mit faulen Krediten. Es gelte, das menschliche Maß zu akzeptieren und sich nicht zu Herren der Welt aufzuschwingen.

An die Christen im "reichen Norden" appellierte Schneider, das Wohlergehen ihrer Geschwister in den armen Ländern besonders im Blick zu haben. "Es geht dabei um faire Strukturen des Welthandels für die Länder des Südens", sagte der Theologe, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes ist und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört. Christen müssten mit den ihnen anvertrauten Gütern verantwortlich umgehen und sich insbesondere den bedürftigen Nächsten zuwenden.

Der dreitägige Kongress christlicher Führungskräfte steht unter dem Motto "Mit Werten in Führung gehen". Bis Samstag nehmen über 3.500 Teilnehmer aus aller Welt an Vorträgen, Seminaren und Diskussionen über Fragen von Wirtschaft und Ethik teil. Am Donnerstag wollte auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zu den christlichen Managern sprechen. Der Kongress wird getragen von christlichen Unternehmerverbänden und kirchlichen Werken, Veranstalter sind die Nachrichtenagentur idea und die Unternehmensberatung tempus-consulting.

26. Februar 2009