Kirchliche "Wohngemeinschaft" für Protestanten und Katholiken

Odenthal-Altenberg (epd). Mit der Grundsteinlegung durch die Grafen von Berg begann - 126 Jahre nach dem Eintreffen von zwölf Zisterziensermönchen aus dem französischen Mutterkloster Morimond - die wechselvolle Geschichte des Altenberger Doms. Die am 3. März 1259 begonnenen Bauarbeiten an der gotischen Abteikirche im Bergischen Land schritten zunächst rasch voran und gerieten dann aus Geldmangel ins Stocken. Gut hundert Jahre später wurde der Bergische Dom im Tal der Dhünn 1379 geweiht. Nun feiert die Kirche ihr 750-jähriges Bestehen.

   Evangelische und katholische Christen würdigen in einer Festwoche vom 1. März an mit Gottesdiensten, Kongressen, Ausstellungen und einer Festschrift die Geschichte des seit 1857 von beiden Konfessionen genutzten Altenberger Doms. Die Idee der religiösen "Wohngemeinschaft" von Protestanten und Katholiken geht auf König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurück. Auf einer Inspektionsreise stieß der König 1833 auf die Ruine des Altenberger Doms und versprach, das Gemäuer zu kaufen und in Stand zu setzen. Seine Bedingung: Die Kirche sollte von der katholischen Gemeinde und den in der Umgebung wohnenden Protestanten gemeinsam als sogenanntes Simultaneum genutzt werden.

   In den mehr als 150 Jahren haben sich die beiden Konfessionen ihr Gotteshaus nicht immer ohne Probleme geteilt. Am Anfang herrschte eisiges Klima. Noch bis in die 1950er Jahre retteten die Katholiken das Allerheiligste und leerten das Tabernakel, wenn die Protestanten kamen. Auch heute erinnert die gemeinsame Nutzung der Kirche mehr an ein ungleichgewichtiges Nebeneinander. Die evangelische Kirche darf den Altenberger Dom heute täglich von acht bis zehn Uhr und von 13.30 bis 15.30 Uhr nutzen, der katholischen Kirche steht das Gotteshaus für den Rest des Tages zu. Vier Stunden für die Protestanten und 20 Stunden für die katholischen Christen.

   In das festgelegte Zeitkorsett passen auch die Festgottesdienste beider Konfessionen. Nach einer Nacht der Jugend steht am 8. März der Höhepunkt des katholischen Festprogramms an. Erzbischof Kardinal Joachim Meisner zelebriert ab 10.30 Uhr gemeinsam mit dem Zisterzienser-Abt vom Heiligkreuz, Gregor Henckel von Donnersmarck, ein Pontifikalamt zur Theresienmesse von Haydn. Um 14 Uhr übernimmt dann die evangelische Gemeinde den Dom. Die Predigt hält der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Zum Gottesdienst erklingen Georg Friedrich Händels "Dettinger Te Deum" und Mendelssohns "Coronation Anthems"

   Eigentümer des Bergischen Doms ist das Land Nordrhein-Westfalen, das die Kirche von 1994 bis 2006 für rund 20 Millionen Euro umfassend renovieren ließ. Gläubige Christen beider Konfessionen und die zahlreichen Jubiläumsgäste treffen auf einen frisch sanierten Dom. Von der Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Ruinenlandschaft, die bis zum Verkauf an den preußischen Staat als Steinbruch genutzt wurde, findet sich keine Spur mehr.

   Die Zisterzienser hatten sich 1803 mit der Auflösung des Klosters aus Altenberg zurückgezogen. Im Jubiläumsjahr jedoch zieht es die einstigen Klostergründer wieder zurück ins Bergische. Ein dreitägiger Kongress des "Europainstituts für cisterciensische Geschichte, Spiritualität, Kunst und Liturgie" beleuchtet vom 6. bis 8. März die Krisen und Neuanfänge in Zisterzienserklöstern. Die Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben trifft sich vom 26. bis 29. April zu ihrer Jahrestagung in Altenberg.

   Die Zisterzienser seien mit ihrer Spiritualität und Frömmigkeit, mit ihrer Konzentration auf Wort und Sakrament die protestantischen unter den Mönchen, sagt Claudia Posche, evangelische Hausherrin in Altenberg. "Die Mahnung zur Einheit ist immer vor Augen, wenn wir ein Datum feiern, das jenseits der Kirchentrennung liegt." Mit Bedauern weist die Pfarrerin auf die getrennten Feiern beider Konfessionen hin. Sie hätte sich einen großen ökumenischen Festgottesdienst zum Jubiläum gewünscht. Das wäre in ihren Augen ein mutiges Zeichen der Ökumene gewesen.